Corona-Krise – Christen sind nicht besser! (Teil-1)

»Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!«

Matthäus 8,26  (Zürcher Bibel 2007)

Das Versammlungsverbot, das der Schweizer Bundesrat heute vor drei Wochen vorsorglich anordnete, gilt weiterhin, zumal die Corona-Krise noch längst nicht ausgestanden ist. In diesen Tagen feiert die weltweite Christenheit mit der Passionszeit ihre “höchsten Festtage”; um so mehr sind die christlichen Gemeinden betroffen, dass an Karfreitag und Ostersonntag keine Gottesdienste stattfinden dürfen. Deshalb möchte ich die Passionswoche hier zum Anlass nehmen, damit verknüpfte Themen aufzugreifen.

Unter Atheisten und anderen hält sich hartnäckig das Gerücht, Christen hielten sich für besser und würden glauben, deshalb einst in den Himmel zu kommen. Das Gerücht ist weit von der Wirklichkeit entfernt. Von Heinrich Kemner (1903-1993), so meine ich zu erinnern, stammt der Satz: »Christen sind nicht besser – aber sie sind besser dran!«. Wie ist das zu verstehen?

Wer seine Bibel ein wenig kennt, wird feststellen, dass sich unser Schöpfer nicht immer nur an “alle Menschen” wendet, sondern dass ER sehr oft konkret die anredet, die aus Gnade zu IHM gehören und durch Jesus zu einer persönlichen Beziehung zu IHM stehen. Das ist nicht nur der Kreis der zwölf Jünger und Apostel; dazu gehören alle Christen, aber auch Gottes Volk des Alten Testaments, Israel. Und sie alle werden von IHM oftmals stark ermahnt, getadelt und zurechtgewiesen. So nannte Jesus die mit IHM im selben Boot befindlichen Jünger, welche Angst hatten im Sturm mit dem Boot unterzugehen: »ihr Kleingläubigen«!

Lesen wir in den Evangelien die Augenzeugenberichte von dem, was Jesus Seine Jünger lehrte und was sie mit IHM erlebten, dann fällt uns in Bezug auf die Kreuzigung und Auferstehung des Sohnes Gottes staunend auf: Jesus wusste ganz genau, was auf IHN zukam, denn deswegen war ER ja Mensch geworden; und ER erläuterte dem Kreis der Jünger vorab, was mit IHM in Jerusalem geschehen würde – doch sie verstanden es nicht, sie nahmen es irgendwie nicht ernst. Prophetisch kündigte Jesus ihnen an, ER werde verhaftet, verspottet, ausgepeitscht und getötet werden, und am dritten Tag werde ER auferstehen. Nachdem ER ihnen dies das dritte Mal gesagt hatte, lesen wir bei Lukas: »… der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.« (Luk. 18,34). – Nachher war es dann klar, aber vorher erkannten sie nicht, was kommen sollte.

Doch Christen haben nicht nur Fragen, Zweifel, oder sind kleingläubig. Gottes Wort ermahnt Einzelne und ganze Gemeinden wegen Lieblosigkeit oder Heuchelei, Lüge oder Diebstahl, Neid oder Streiterei – das ist beschämend, doch es entspricht der Realität bis auf diesen Tag. Leider. Und deshalb ist das Wort zutreffend: »Christen sind nicht besser«! Die Heilige Schrift kehrt all dies nicht unter den Teppich, sondern sie schildert uns beispielsweise, wie Petrus dreimal Jesus verleugnet, obwohl er IHN persönlich kannte und obgleich er von Jesus gewarnt worden war!

Wunderbarerweise geht das Zitat weiter: »… aber Christen sind besser dran«; was bedeutet das? Christen sind Menschen, die all ihre Schuld und Sünde bei Jesus abgeladen haben. In IHM haben sie volle Vergebung empfangen – gratis, aus Gnade, weil Jesus selbst uns unsere Schuld abgenommen hat, sie auf sich nahm und stellvertretend sühnte. Vergebung von Gott bedeutet immer auch eine entlastete Seele, Versöhnung mit Gott, echten Frieden und ewiges Leben.

Niemand kann sich den Himmel verdienen; und jeder, der dort in Gottes Gegenwart sein wird, war hier im Leben nicht »besser« als andere, sondern ein Sünder wie jeder andere auch. Doch er hat den Rettungsring der Gnade Gottes in Jesus ergriffen, ihn nicht beiseite gestossen. Er hat ehrlich gebetet: »Gott, sei mir Sünder gnädig!« (Luk. 18,13) und dankbar den Zuspruch von Jesus gehört: »Dir sind deine Sünden vergeben« (Luk. 7,48). Das ist Gnade, gibt Hoffnung!

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – beten und flehen wie Daniel?

Betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen.

1. Thess. 5,17.18  (Luther 1984)

So richtete ich denn mein Angesicht zu Gott dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen

aus Daniel 9  (Menge 1927/1939)

»Ach, Herr! du großer und furchtbarer Gott, der seinen Bund und seine Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! Wir haben gesündigt und unrecht getan, wir sind gottlos und ungehorsam gewesen und von deinen Geboten und Satzungen abgewichen; wir haben auch nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unsern Königen, unsern Fürsten, und unsern Vätern und zu dem ganzen Volk des Landes geredet haben. Auf deiner Seite, Herr, ist die Gerechtigkeit, auf der unsrigen aber die Schamröte im Angesicht, wie es jetzt zu Tage liegt: für die Männer von Juda und die Bewohner Jerusalems und für alle Israeliten, sie seien nahe oder fern, in allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast wegen der Untreue, die sie sich gegen dich haben zuschulden kommen lassen.

Ja, HERR! uns muss die Schamröte ins Angesicht steigen, unsern Königen, unsern Fürsten und unsern Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben. Doch bei dem Herrn, unserm Gott, ist die Barmherzigkeit und die Vergebung dafür, obschon wir uns gegen ihn aufgelehnt haben und den Weisungen des HERRN, unsers Gottes, nicht gehorsam gewesen sind, um nach seinen Gesetzen zu wandeln, die er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat. Ja, ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist untreu gewesen, ohne deinen Weisungen zu gehorchen.

Darum ist auch der Fluch und der Schwur über uns hereingebrochen, der im Gesetz Moses, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen IHN gesündigt haben; und er hat seine Drohung in Erfüllung gehen lassen, die er gegen uns und gegen die Herrscher, die über uns regiert haben, ausgesprochen hat, daß er ein großes Unheil über uns verhängen wolle, so daß unter dem ganzen Himmel sich nirgends etwas so Schlimmes ereignet hat, wie in Jerusalem.

So wie es im Gesetz Moses geschrieben steht, ist all dieses Unheil über uns hereingebrochen; wir aber haben den HERRN, unsern Gott, nicht dadurch versöhnt, daß wir von unsern Sünden umgekehrt wären und auf Deine Wahrheit geachtet hätten. Darum ist der HERR auf das Unheil bedacht gewesen und hat es über uns kommen lassen; denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allem, was er tut; wir aber haben auf seine Weisungen nicht geachtet.

Und nun, o Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus Ägypten geführt und dir dadurch einen Namen gemacht hast bis auf den heutigen Tag, – wir haben gesündigt, haben gottlos gehandelt. O Herr, laß doch nach allen deinen Gnadenerweisungen deinen Zorn und Grimm sich von deiner Stadt Jerusalem, von deinem heiligen Berge abwenden! Denn um unserer Sünden willen und wegen der Übertretungen unserer Väter ist Jerusalem und dein Volk für alle rings um uns wohnenden Völker ein Gegenstand des Hohns geworden.

Nun aber erhöre, unser Gott, das Gebet und Flehen deines Knechtes und laß dein Angesicht über dein verwüstetes Heiligtum leuchten um deinetwillen, o Herr! Neige, mein Gott, dein Ohr und höre! Öffne deine Augen und sieh unsere Trümmer an und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist! Denn nicht auf Grund der Erweise unserer Gerechtigkeit bringen wir unser Flehen vor dich, sondern im Vertrauen auf deine große Barmherzigkeit. Herr, höre! Herr, vergib! Herr, merke auf und handle ohne Verzug um deiner selbst willen, du mein Gott! Denn deine Stadt und dein Volk tragen deinen Namen.«

Buss-Gebet des Propheten Daniel


Corona-Krise – ist Gott nicht systemrelevant?

Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es gibt keinen Gott«; verderbt, abscheulich ist ihr Treiben: da ist keiner, der Gutes tut.

Psalm 14,1  (Menge 1927)

Man liest nicht gerne, was David hier durch Gottes Geist schreibt; die Worte sind scharf, deutlich, unbequem – doch sind sie nicht auch für unsere Tage zutreffend? Er fährt fort: »Der HERR schaut vom Himmel herunter nach den Menschen, um zu sehen, ob da ein Verständiger wäre, ein einziger der nach Gott fragt. Doch alle sind sie abgewichen, insgesamt entartet; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.« (VV. 2.3) In der gegenwärtigen Krisenzeit heisst das: “Gott ist überflüssig, ER ist nicht systemrelevant, wir benötigen IHN nicht.”! Eine derartige Haltung ist blanker Hochmut, doch weil der Mensch blind ist, ist ihm selbst das verborgen.

Vielleicht wird das Wort “systemrelevant” ja in wenigen Monaten zum “Unwort des Jahres 2020” erkoren, nachdem es jetzt grad das aktuelle Schlagwort ist. Die Regierungen der Schweiz und Deutschlands begründen mit dieser Klassifizierung, welcher Lebensbereich unserer Gesellschaft unbedingt weiter funktionieren darf – und alles, was die Etikette erhält, “nicht systemrelevant” zu sein, das wird stillgelegt: Arbeitsverbot, Produktionsverbot und geschlossen.

Angesichts der erschreckenden Zahlen von Corona-Infizierten hielt man die Entscheidungen der Regierungen für angemessen und notwendig – jedenfalls zuerst. Jetzt, wo man merkt, dass die Einschränkungen und Sperren vielleicht noch Wochen und Monate andauern könnten, verlauten erste kritische Rückfragen. Die Landwirtschaft bräuchte Erntehelfer und Saisonniers für die Aussaat; doch die Grenzen sind zu, was für die betroffenen Bauern katastrophal ist. Soeben heisst es: 40.000 ausländische Erntehelfer werden zur Spargelernte doch zugelassen. Der spontane Kommentar des Journalisten: “Wie systemrelevant ist eigentlich Spargel?”.

Jegliche Ernte ist zutiefst vom Segen Gottes abhängig, doch wer will das heute noch hören? Lieber sagt man, wir verdanken es “der Natur” oder “Mutter Erde”. Der Mensch hat bei sich “beschlossen”: »Es gibt keinen Gott«. Und unsere Regierungen entscheiden und handeln ganz nach dem Prinzip: “Gott ist nicht systemrelevant”! Deshalb wurden alle Kirchen geschlossen, Gottesdienste, Gebetsversammlungen und Bibelstunden verboten! Kirchenleitungen und Pfarrer wurden gar nicht erst gefragt; kein Wort mehr zur Trennung von Kirche und Staat; kein Aufruf der Regierungen zu einem Buss- und Bettag, um den einen lebendigen Gott anzubeten und um Sein Eingreifen zu bitten. Stattdessen schreibt die Obrigkeit mir auch diese Woche: “Gemeinsam schaffen wir das!” Worauf stützt sich diese Zusage, wenn unsere Mitmenschen seit Jahren meinen, sie kämen am besten ohne Gott aus?

In Österreich und Deutschland gibt es jetzt deutliche Kritik am Verbot der Gottesdienste. Diese richtet sich auch an die Kirchen, weil diese widerspruchslos ihre Gottesdienste absagten. Gunnar Schupelius fragt in der Berliner Zeitung: “Sollen die Kirchen denn auch zum Osterfest leer bleiben?” Das ist für ihn undenkbar, zumal in Deutschland zugleich Baumärkte und Supermärkte jetzt auch sonntags geöffnet sind, auch an Karfreitag und Ostern. Auch in Kirchen könnte man die Besucherzahlen regulieren, doch: “… eine Lösung wurde weder gesucht noch gefunden, denn Kirchen zählen nicht zur Grundversorgung. Tun sie das wirklich nicht?”.

Alle Ethik gründet im Wort Gottes, und die ist in dieser Pandemie in den Spitälern und der Gesellschaft täglich höchst aktuell. Wer Gottesdienste und Gebetsversammlungen verbietet, der raubt den Menschen die Stärkung und den Trost ihrer Seelen. Was “nicht systemrelevant” ist, gilt als nicht lebensnotwendig; wo aber Gott “überflüssig” ist, da geht ein Volk zugrunde.

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – begleitet von wachsender Angst?

Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten!

Psalm 25,17  (Luther 1984)

Der Leiter vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit, Daniel Koch, sagte diese Tage: »Es ist normal und gut, dass man vor dieser Epidemie Respekt hat. Aber Angstgefühle helfen in solchen Situationen nicht – und sie sind auch nicht nötig.« (M-Magazin, 23.3.2020). Und obgleich sich manche öffentlich ähnlich äusserten, so sieht es in unserem Innern doch oft völlig anders aus. Genaugenommen brauchte es dazu auch gar nicht das Corona-Virus, denn unsere Ängste haben vielfältige Hintergründe und Ursachen. Einige begleiten uns tagtäglich, andere treffen uns wie ein Blitz völlig unerwartet. Wie gehen Sie mit Ihren Ängsten um?

Die Bibel hat eine Fülle von Beispielen und helfenden Zusagen zu den menschlichen Ängsten; dazu kommen Worte über die Furcht und das Sorgen, wie auch Aussagen Gottes, die uns dazu praktisch und seelsorgerlich Hilfen vermitteln. So bietet Jesus Seinen Jüngern wahren Frieden an und sagt: »In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« (Joh. 16,33). Übersetzt: Es ist Teil unseres Daseins in dieser Welt, dass alle Menschen – auch Christen – in verschiedenen Situationen Angst haben; und dann folgt der persönliche Zuspruch, in Jesus gerade jetzt getrost und zuversichtlich zu sein, wissend, dass ER grösser ist als jede denkbare Not, Krise oder Ungewissheit.

Damit es an dieser Stelle nun kein Missverständnis gibt: Wie ein roter Faden zieht es sich durch die ganze Heilige Schrift, dass dieser Trost in allen Ängsten einzig in der persönlichen Gottesbeziehung zu finden ist – nicht ausser und nicht ohne Gott! Mancher mag seine Angst verdrängen oder leugnen, oder sich ablenken, damit gar eine Weile zufrieden sein … nur ist das nicht die Lösung, die der lebendige Gott durch Jesus dem Christen anbietet.

Als Jesus im Garten Gethsemane kurz vor Seiner Verhaftung zitterte (Mk. 14,33.34), da hatte er im Kampf mit den Mächten der Finsternis Ängste, Todesängste, angesichts der kommenden Folter und Kreuzigung. Später lesen wir dann, wie eine Auflösung dieses Geschehens: »… wir haben nicht einen Hohenpriester [= Jesus, der Sohn Gottes], der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.« (Hebr. 4,15). Jesus steht in unseren Ängsten an unserer Seite, ER, der selbst um unseretwillen Ängste durchgemacht hat.

Wer von der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus hört, kann sich ängstigen; ein anderer liest den Erfahrungsbericht eines Erkrankten oder sieht das Interview mit einem Arzt. Ängste brechen auf, und so fragt man sich: “Wird es auch mich treffen?” Es gibt keine Garantie; auch in meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere durch das Virus Erkrankte. Man hofft, und wir beten: »Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, denn mein Herz ist in Angst; … Denn du bist meine Zuversicht …« (Psalm 61,3.4) und: »Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht …« (Psalm 56,12). Dabei wissen wir nicht, wie Gott handeln wird; doch wir haben die Gewissheit, dass Seine Wege für uns die besten sind. ER hört Gebet, ER erhört Gebete, und im Handeln ist ER souverän.

Englischsprachige Christen vergleichen das Sterben mit dem Überqueren des Jordans; am anderen Ufer liegt das Land ewiger Verheissung. Johnny Cash besingt dies in einem seiner Lieder: Oft bin ich ermüdet, traurig, geängstigt; es scheint, als ob mich alle Freunde verlassen haben, die letzten Winde der Sorgen blasen und die Dunkelheit bricht an: Doch in der Finsternis erkenne ich, dass Jesus auf mich wartet; ER starb, um meine Sünden zu sühnen, kümmert sich um die Erlösten und bewahrt meine Seele bis ans Ende meiner Reise: »Den Jordan muss ich nicht alleine überqueren«! Der Auferstandene will uns selbst diese Todesangst nehmen!

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – bringt mehr Überwachung die Lösung?

Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.

Prediger Salomo 12,14 (Luther 1984)

Die Coopzeitung (31.3.2020) fragte die Philosophin Annemarie Pieper, ob angesichts der gegenwärtigen Krise ein Mehr an Überwachung des Einzelnen “ein legitimes Mittel” sei. Ihre Antwort: “Wenn das eine vorübergehende Lösung ist, dann halte ich es in einer Pandemie für legitim. Wenn jedoch der ganze Spuk wieder vorbei ist, muss die Überwachung sofort eingestellt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass Machthaber Gefallen daran finden, den Bürgern auch nach der Krise zu zeigen, wo es langgeht. Eben mit diesen Mitteln, die die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen gefährden.”

Bei einigen Regierenden, Politikern und Journalisten in Europa besteht der Eindruck, China habe den Kampf gegen das Virus wohl gewonnen, und zwar dank rigoroser Massnahmen und massiver Überwachung der Bevölkerung. Sollten wir es jetzt nicht auch versuchen, mittels Überwachung der Handy-Daten Bewegungsprofile zu erstellen um Ansteckungswege nachvollziehen zu können, auch um eventuelle Menschenansammlungen zu entdecken und zu verbieten? Selbstverständlich würden die Daten anonymisiert und rasch wieder gelöscht; jeder sollte doch verstehen, dass es um einen sehr guten Zweck geht: das Eingrenzen und Stoppen der Corona-Pandemie …

China als Vorbild anzusehen ist jedenfalls absurd: Unter Xi Jinping hat sich dieser Staat als kommunistische Überwachungsdiktatur permanent weiterentwickelt. Obgleich mit gut 1,4 Milliarden Einwohnern kaum überschaubar, wird die individuelle Überwachung im alltäglichen Leben beständig ausgebaut, aus Angst, die Partei könnte die Kontrolle verlieren. Alle Religionen, insbesondere die Christen werden heute schlimmer unterdrückt und verfolgt als unter der Schreckensherrschaft von Mao. Jede Woche wachsen der Druck und die Not. Ob die Überwachung tatsächlich der Eingrenzung der Corona-Infektionen zugutekam ist angesichts einer Kampagne der Desinformation zweifelhaft; alle bisherigen Zahlen aus China sind nicht nachprüfbar. Vorbilder sollte man besser woanders suchen.

Wir lieben unsere Freiheiten, und wir möchten nicht durchleuchtet, überwacht und kontrolliert werden; auch nicht angesichts von Corona. Datenschutz ist uns ebenso wichtig wie andere Persönlichkeitsrechte. Dabei sind die meisten Zeitgenossen sich dessen nicht bewusst, dass ihrem Schöpfer, Gott, absolut gar nichts verborgen ist: ER kennt unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; ER kennt all unsere Motive und Gedanken, ER kennt uns besser als wir uns selbst kennen. Und wenn ER uns ins Gewissen redet, dann deckt ER unsere verborgenen Sünden auf, bringt sie ans Licht. Das ist schmerzhaft, und zugleich heilsam – wenn wir uns dem stellen.

Dass aus meinem Inneren und meinem Leben Gott überhaupt nichts verborgen ist, hat zwei Seiten: ER weiss um meine Schuld, konfrontiert mich deshalb mit Gericht und Gnade, entweder – oder. Gerechtes Urteil oder volle Vergebung; deshalb lädt ER uns ein, zu IHM umzukehren.

Die andere Seite ist das, was jeden Christen ermutigt: Mein Schöpfer kennt alle meine Sorgen und Nöte, und ER allein hat alle Macht, etwas zu verändern. David betete so: »Herr, … mein Seufzen ist dir nicht verborgen. … Meine Lieben und Freunde scheuen zurück vor meiner Plage, und meine Nächsten halten sich ferne.« (Psalm 38,10.12). Wohl jeder Kranke hofft auf Genesung. Mitunter ist er so geschwächt, dass ihm die Worte zum Gebet fehlen – doch der lebendige Gott hört auch unser Seufzen. Und wenn uns selbst unsere Freunde wegen der »Plage« meiden, vielleicht auch meiden müssen, dann ist Jesus uns dennoch ganz nah!

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – und heute kein April-Scherz?

“Wie es in den Tagen Noahs war,
so wird auch sein” die Wiederkunft von Jesus.

nach Matthäus 24,37 (Luther 1984)

Gibt es angesichts der Corona-Pandemie am 1. April noch etwas zum Lachen oder ist uns das Scherzen vergangen? Wer heute mit Google nach Corona-Witzen sucht, der erhält in einer halben Sekunde über 12 Millionen Links. Auch die Karikaturisten der Tageszeitungen finden täglich neue Gründe, mit dem Virus zu lachen. Einzig den Erkrankten, deren Angehörigen und den eifrigen Helfern in den Spitälern, auch allen sonst von der Krise stark Betroffenen ist das Lachen vergangen.

In keiner Weise habe ich vor, zu behaupten, dass die Corona-Krise das “letzte grosse Ereignis” vor der Wiederkunft von Jesus Christus sei. Doch was Jesus in diesem Zusammenhang sagt, das ist auch für heute ganz typisch: Vor Seiner Wiederkunft wird die Menschheit ebenso gleichgültig sein, wie vor der Sintflut. Klagend-prophetisch sagt er: »sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch« bei der Wiederkunft von Jesus sein; die Menschen sind nicht bereit zur Busse, nicht willig, Gott zu glauben.

Diese Zeit kennzeichnet ER deshalb so: »Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird [es dann] auch sein …  sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten«, und man ist geneigt aktuell hinzuzufügen: “und sie erzählten sich weiterhin Corona-Witze”. Dazu passt, was wir jetzt im Zusammenhang mit Ausgangssperren lesen: Spitalmitarbeiter werden auf der Strasse angespuckt, Krankenwagen wurden die Reifen zerstochen, in drei südeuropäischen Ländern werden Pornofilme wegen der Ausgangssperre kostenlos ausgestrahlt, Teenager werden ermuntert zur Abwechslung Sexbilder via Smartphone auszutauschen, Prostituierte hätten gerne staatliche Unterstützung für ihren “Arbeitsausfall” … »sie beachteten es nicht« (Matth. 24,35-44).

In diesem Kontext offenbart die Heilige Schrift uns zweierlei, und beides sollten wir – wie alles, was Gott uns offenbart hat – sehr ernst nehmen: Der kurze Psalm 2 schildert die Rebellion der Menschheit gegen Gott und den Messias, Jesus, eine Rebellion die sich bis in unsere Tage durch die Weltgeschichte zieht. Und dann heisst es: »Aber der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der Herr spottet ihrer. Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn, mit seinem Grimm wird er sie erschrecken …« (Ps. 2,4.5). Der eine lebendige und wahrhaftige Gott sitzt weiterhin auf Seinem Thron; keine Rebellion kann IHN erschüttern, keine Gleichgültigkeit IHN überraschen – auch wenn es Sein Wunsch und Wille ist, dass der Einzelne bei IHM für Zeit und Ewigkeit Gnade und Frieden findet.

Diese Einladung Gottes gilt uns “in guten, wie in bösen Tagen”, und sie gilt bis zum Tag der Wiederkunft Jesu- aber keine Minute danach! Denn Gottes Wort sagt unmissverständlich, dass dann eine Scheidung durch die Menschheit gehen wird: »Dann werden zwei auf dem Feld sein; einer wird angenommen, der andere wird preisgegeben. Zwei Frauen mahlen dann mit der Mühle; eine wird angenommen, die andere wird zurückbleiben. Deshalb seid wachsam; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag [Jesus] wiederkommt.« (Mt. 24,40-42). Es gibt kein Bibelwort, dass allen den Himmel verspricht …

Weltweit sucht und forscht man nach allem, was uns vor dem Corona-Virus schützen könnte. Wer erkrankt ist, der greift dankbar zu jeder heilenden Medizin, die ihm angeboten wird. Dass die Sünde unser Leben zerstört, ist jedem bewusst; dennoch weist man Vergebung und Gnade, Versöhnung und Frieden mit Gott durch Jesus zurück. Das heisst den Kopf in den Sand zu stecken – oder mit einem tödlichen Virus Witze zu reissen. Die einzige Lösung ist die Erlösung!

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – und “gezwungen Gott zu spielen”?

Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.

Sprüche Salomos 14,31  (Luther 1984)

Die Situation ist nicht in jedem europäischen Land dieselbe, doch in einigen Spitälern ist die Not gross – wird täglich grösser. Schwerkranke benötigen die Beatmungsmaschinen 14 Tage lang, doch es gibt nicht genügend; ein Londoner Spital hat jetzt beschlossen: Corona-Erkrankte erhalten nur noch dann Intensivpflege, wenn “ziemlich sicher” ist, dass sie überleben werden. Hinzu kommt, dass sich teilweise 25% der Pflegekräfte bei der Arbeit angesteckt haben und ausfallen; wer den Ernst der Lage anzweifelt, möge Ärzte und Pflegekräfte fragen.

Eine Ärztin hat jetzt die zweite Woche ihr Tagebuch veröffentlicht. Angesichts eines Tsunami an neuen Corona-Patienten stehen Ärzte am Rande des Zusammenbruchs; es sei wie im Krieg. Und dann schreibt sie: “Die Zahl der Patienten, die ein Beatmungsgerät benötigen, ist überwältigend. Bekommen sie nicht bald eines, könnten sie sterben. … Jetzt bin ich gezwungen Gott zu spielen. Eine liebenswürdige Dame in den 80-ern hat Mühe mit der Beatmungsmaschine zu atmen. Ich kann nichts machen, um ihr zu helfen – und wegen ihrer Vorerkrankungen und des Alters wegen, ist sie schlicht keine Kandidatin für die Intensivpflegestation. Klingt herzlos, nicht wahr? Aber nebenan liegen elf andere, die dringend auf ihre Atemmaske warten. … So schmerzhaft es auch ist, so weiss ich doch, dass die anderen elf Personen alle eine bessere Überlebenschance haben als sie. Es wäre Torheit, die Frau in Intensivpflege zu nehmen. Ich rufe ihre Tochter an … Doch niemand möchte am Telephon erfahren, dass das Spital ihre Mutter sterben lassen muss. … sie starb in der Nacht. Es ist einfach, Sterbestatistiken zu ignorieren. Doch jeder der stirbt, ist jemand für jemanden. Sie war Mutter und Grossmutter …”

In den Tagen von Corona denken wir in Zahlen von Hunderten, Tausenden, gar Millionen – doch Leid betrifft immer Einzelne: den Nachbarn, den Kollegen, meine Familie. Die Verfassung unseres Kantons Basel-Landschaft sagt in der Präambel: “die Stärke des Volkes misst sich am Wohle der Schwachen”, und das wird diese Tage auch zitiert; es will ernst genommen werden. Doch wem ist zutiefst bewusst, dass dieser Satz nur Sinn macht, weil es zuvor heisst: »eingedenk (unserer) Verantwortung vor Gott«?

Dass wir uns um die Schwachen kümmern wollen, ist keine Schlussfolgerung auf Grund von Aufklärung oder Evolutionstheorie; beide kennen keine Fürsorge für den Schwachen. Die Wurzeln gründen einzig in der jüdisch-christlichen Ethik. Und die hat ihr Fundament in der Heiligen Schrift. Dort hören wir (siehe oben!), dass es Gotteslästerung ist, den Schwachen und Geringen zu vernachlässigen oder ihn gar zu unterdrücken.

Angesichts der Corona-Krise ist es verständlich, wenn jetzt von »Solidarität« gesprochen wird. Egoismus und Gleichgültigkeit sind die Feinde jeglicher »Solidarität«. Wenn diese jedoch nur materiell gesehen wird, oder nur auf die nötige medizinische Versorgung ausgerichtet ist, dann geht selbst »Solidarität« am Kern vorbei. Wir sind nicht nur »Leib«, und – obwohl oft behauptet – Gesundheit ist nicht »alles«, nicht »das Wichtigste«! Der Mensch hat als Geschöpf Gottes eine Seele, er ist auf Gott hin angelegt. Das geht heute oft vergessen, und nicht nur am Sterbebett von Corona-Patienten.

In einem Büchlein über das rechte christliche Verhalten in Zeiten grassierender Pestilenz schreibt Martin Luther einiges zur Vorbereitung aufs Sterben. «Überschwemmt die Seuche das Land, und ruft man den Seelsorger erst kurz vor dem Tod, so kann nicht jeder betreut werden.» Deshalb – so Luther – «möge sich jeder rechtzeitig auf sein Sterben vorbereiten, sein Haus bestellen und Gottes Vergebung und Gnade suchen. Unsere Seele braucht Frieden mit Gott!»

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – wie lange noch?

Die Jünger fragten: “Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für Dein Kommen und für das Ende der Welt?” Jesus antwortete: “Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.”

aus Matthäus 24,3.4  (Luther 1984)

Unsere Tageszeitung fragte vorgestern auf der Titelseite: »Wie lange noch«, hatte allerdings das Fragezeichen vergessen – oder extra weggelassen? Der Leser vernimmt dann: »Von einer Rückkehr zur Normalität ist die Schweiz weit entfernt. Doch wie weit? Wie lange geht es, bis die Notstandsregeln wieder gelockert werden? Die Ungeduld wächst …« Die engeren und strengeren Verordnungen sind erst 14 Tage in Kraft, und doch begegnen wir weltweit dieser Frage: »Wie lange noch?«.

Einige erhoffen, dass die frühere Bewegungsfreiheit noch im April wieder gewährt wird. In Bezug auf das Finden eines Impfstoffes sagt die Philosophin Annemarie Pieper allerdings: »Das wird Monate dauern. Nur wird uns das nicht so gesagt, das würde ja mutlos machen.« Doch im Ausland spricht man schon von mehreren Monaten der Ausgangssperre.

In der Frage, »Wie lange noch?«, begegnen sich unsere Erwartungen und Hoffnungen mit unserer Geduld oder Ungeduld. Dabei ist das Virus unberechenbar, zumal es sich jeglicher Verfügungsgewalt entzieht und wir es nicht sehen können; deshalb die zahlreichen Vorsichtsmassnahmen. Doch mit jedem weiteren Tag wird die Frage drängender: »Wann?«.

Auch wenn unsere Medien davon so gut wie gar nicht berichten, so stehen christliche Kirchen angesichts der Corona-Pandemie weltweit an vorderster Front beim Einsatz für Bedürftige, Einsame und Erkrankte. Dabei verknüpfen sie tätige Nächstenliebe vor Ort und echte Zukunftshoffnung, die nicht auf menschliche Versprechungen baut. Sie haben Ausdauer und Geduld, und sind doch selbst als Christen seit 2000 Jahren mit der Frage konfrontiert: »Wie lange noch?«, weil Jesus zugesagt hat: »Siehe, ich komme bald!« (Offb. 22,7.12).

Obgleich diese prophetische Ankündigung in der Heiligen Schrift vielfach klar zu finden ist, ist es leider so, dass selbst in den Kirchen manch einer nicht mehr an die Erfüllung glaubt. Dann schiebt man diese Verheissungen beiseite, verbiegt oder verdrängt sie; und schlussendlich erschafft man sich aus seinen eigenen Vorstellungen einen Patchwork-Glauben. Selbst wenn er dann noch als “christlich” bezeichnet wird, so hat er doch mit dem Glauben der ersten Christen oder der Reformatoren nicht das Geringste gemein.

Im Neuen Testament lese ich bei Paulus, woran Christen zu erkennen sind; er schreibt: Sie haben sich von allen Götzen abgewandt, sie bekehrten sich zum einzigen »lebendigen und wahren Gott«, der sie mit Gnade und Vergebung beschenkte und dem sie mit ihrem Leben dienen wollen. Und dann fügt er als weiteres Kennzeichen an: Christen »warten auf [Gottes] Sohn vom Himmel, den ER auferweckt hat von den Toten, Jesus, Der uns von dem zukünftigen Zorn errettet«! (1. Thess. 1,9.10) Anders gesagt: Wer nicht glaubt, dass Jesus Christus sichtbar und in Herrlichkeit wiederkommen wird, der ist kein Christ.

Für Jesu Wiederkunft haben wir kein Datum. Alles spekulieren ist müssig – egal wie oft jemand fragt: »Wie lange noch?«; doch ER lebt und ER kommt gewiss! Zuvor, so kündigte Jesus an, gibt es Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, Seuchen etc., und ER fügt deutlich zu: »entsetzt euch nicht« (Luk. 21,9). Im Vertrauen auf IHN sind wir auch heute und morgen getrost, denn Jesus sagt: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Mt. 28,20).

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – und (k)ein Tag zu Busse und Gebet?

Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: “Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!”

Matthäus 4,17 (Luther 1984)

Auf den heutigen Sonntag haben Kirchen und Christen einiger Länder zu einem weltweiten Buss- und Bettag aufgerufen. Ihnen geht es darum, sich als Christen vor dem einen lebendigen und wahrhaftigen Gott zu beugen, ihre eigene Schuld zu bekennen, die Nöte der Gegenwart auszusprechen und Sein heilendes, bewahrendes Eingreifen zu erflehen. ER allein kann in jeglicher Notlage helfen – wann, wenn und wie ER will! Der öffentliche Aufruf zur Busse gilt aber zugleich allen, die noch nicht Gnade und Vergebung durch Jesus empfangen haben, sprich all denen, die Gott in Seinem Wort »Gottlose« nennt. Ihnen gilt Gottes Liebe in dem Masse, dass ER sie beständig einlädt umzukehren, ehrlich Busse zu tun.

Busse ist die demütige Beugung unter die Herrschaft Gottes, das Bekennen aller persönlicher Schuld und Gottlosigkeit, die Bereitschaft umzukehren, seine Gesinnung nach Gottes Willen zu ändern … Dazu hat Jesus eingeladen, deswegen starb ER stellvertretend am Kreuz auf Golgatha. Und davon predigten die Apostel, so Petrus wenn er fragenden Zuhörern zurief: »Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.«(Apg. 2,38).

Wer hierzu Fragen hat, möge zur Bibel greifen und darin betend lesen. Und er möge sich an eine Gemeinde wenden, in der die Heilige Schrift ohne Abstriche geglaubt wird. Hier kann ich nur kleine Akzente setzen. – Deshalb zwei Hinweise auf den Reformator Martin Luther: In den 95 Thesen von 1517 lud er zu allererst zur Busse ein, da er erkannt hatte, dass diese dem Schöpfer sehr wichtig ist. Luther schrieb deshalb:

“1. Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: »Tut Busse« usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Busse sein soll. / 3. Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Busse, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach aussen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches bewirkte.” Zutreffend betont Luther, dass die innere Sinnesänderung zwingend sichtbare Folgen im persönlichen Leben und Alltag haben muss; alles andere wäre Heuchelei.

Unsere Nationen in Europa versinken seit Jahrzehnten in wachsender Gottlosigkeit. Gott ist den meisten egal, Seine guten Ordnungen und Werte werden verachtet, nicht umgesetzt, und das, was ER unmissverständlich »Sünde« nennt, das gilt bei uns als »cooler Fortschritt«. Jeder, der dies mit offenen Augen und nüchtern sieht, jeder der gottesfürchtig ist, muss zugeben: Gott hat mit uns sehr viel Geduld gehabt; Sein gerechtes Gericht ist überfällig.

In den Tagen Luthers fegte so manche Pest durch Europa; dies ist eines der damaligen Buss- und Bittgebete des Reformators, den Gott gebrauchte uns die Bibel zu übersetzen:

»O Herr, Gott Du weisst, was wir für armselig-schwache Kreaturen sind. Lass uns doch nicht dafür büssen, dass unser Glaube schwach ist und wir für Dein Heiliges Wort undankbar sind. Mach uns gottesfürchtig und stärke unseren Glauben. Erbarme Dich unser und strafe unsere Bosheit mit Barmherzigkeit. Und befreie uns aus Gnaden von der wohlverdienten Strafe der Pestilenz, damit Dein armes Häuflein [der Christen] nicht so jämmerlich zerstreut werde. Auch dass sich Deine Feinde nicht über unseren schwachen Glauben freuen mögen und sie dadurch Dein Wort und Deine Strafe verachten. Das schenke uns, du aller-barmherzigster Vater durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, unseren Herrn, Mittler und Fürsprecher. Amen.«

Sollten die Nöte der Gegenwart uns nicht endlich zur Busse und ins Gebet treiben?

© Pfarrer Reinhard Möller


Corona-Krise – ganz sicher keine Strafe Gottes?

“Deine Bosheit ist schuld, dass du so geschlagen wirst, und dein Ungehorsam, dass du so gestraft wirst. Und du musst erfahren, was es bringt, den HERRN, Deinen Gott, zu verlassen und Ihn nicht zu fürchten …”

aus Jeremia 2,19 (Luther 1984)

Wenn Medien in diesen Tagen Interviews bringen, dann kommen die Fragen auf Grund der Corona-Pandemie rasch auf ganz existentielle Themen wie den Sinn des Lebens, Gedanken zum Sterben und Tod, oder ob die Pandemie irgendeinen Sinn habe. Manche Antworten beziehen sich auf das Engagement der Ärzte und Pflegenden, das Leiden der Erkrankten und ihrer Angehörigen … vieles ist eindrucksvoll und macht nachdenklich.

Es gibt jedoch auch Aussagen aus dem “christlichen Raum”, die einen sprachlos zurücklassen, weil sie unsinnig und irreführend sind, statt sich auf Gottes Wahrheit abzustützen. Leonardo Boff (81), Befreiungstheologe aus Brasilien, meint, dass das Virus eine Vergeltung der Erde dafür sei, dass die Menschheit sie seit langem misshandelt hätte. Zwar würde die “Grosse Mutter Gaia”, die Erde, nie Rache üben, uns aber zeigen, dass sie krank sei und uns nicht länger “auf ihrem Antlitz” haben wolle …

Und die reformierte Pfarrerin Sibylle Forrer (39/Kilchberg ZH) betont, dass die Kirche auf die “Bedürfnisse der Leute” reagieren müsse – praktisch und spirituell. Das Gebet könne “heilsam” sein; aber sie verschweigt, ob und wie Gott antwortet. Doch ein Gebet tue “immer gut” und sei “im Minimum ein Selbstgespräch”! Ist das nicht grad der “billige Trost”, den sie eigentlich ablehnen wollte? Sie versteigt sich dann zur Aussage, die Kirche sollte nicht so weit gehen, das Virus “sogar als Strafe Gottes zu sehen. Das ist Blödsinn.” Wirklich? – Sicher ist uns Gottes Handeln oft verborgen; aber wir wissen, dass ER jede Sünde ablehnt und deswegen Einzelne und Völker straft. ER ist geduldig und barmherzig – doch niemand kann annehmen, dass Abtreibungen, Euthanasie, sexuelle Verirrungen, Gottlosigkeit etc. von Gott unter den Teppich gekehrt werden. Angesichts dieser Pandemie sollten wir uns ernsthaft prüfen, ob nicht gerade wir Grund haben, ehrlich unsere Sünden zu bekennen, uns demütig vor IHM zu beugen und Gott den Vater durch Jesus um Vergebung und Gnade zu bitten. Es gibt keinen anderen Weg!

Christliche Kirchengesangbücher enthielten früher einen umfangreichen Anhang mit Gebeten für die unterschiedlichsten Lebenssituationen. So findet sich im noch heute verwendeten Gebetsbuch der anglikanischen Kirchen (1662) ein Gebet für Zeiten “jeglicher weitverbreiteter Plage oder Krankheit” – doch wird heutzutage in einer Kirche noch so gebetet?:

»Oh, Du allmächtiger Gott, der Du im Zorn über Dein eigenes Volk in der Wüste eine Plage schicktest, wegen dessen starrköpfiger Rebellion gegen Mose und Aaron, und dann auch während der Zeit des Königs David, als Du durch eine Pestilenz 70.000 erschlagen hast – dann Deiner Barmherzigkeit gedachtest und die Übrigen errettet hast: Habe Erbarmen über uns elende Sünder, über die jetzt eine grosse Krankheit und Sterblichkeit gekommen ist. Doch so wie Du damals eine Sühne angenommen hast und dem zerstörenden Engel befahlst, mit der Strafe aufzuhören, so möge es Dir auch jetzt gefallen, diese Plage und schreckliche Krankheit von uns zu nehmen – durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen.«

Im Wort Gottes gegründete Christen wissen darum, dass der eine heilige und gerechte Gott in Gericht und in Gnade handelt; so haben wir IHN kennengelernt. Und deshalb werden sich am morgigen Sonntag weltweit Christen in Demut vor IHM beugen, in Busse und im Gebet, und flehen, ER möge eingreifen, bewahren, heilen – nach Seinem Willen! (Hier der Bussaufruf.)

© Pfarrer Reinhard Möller


Quellen der Zitate: http://kath.net/news/71098 und bz, 25.3.2020.