Corona-Krise – »Gefallen, gefallen ist das grosse Babylon«!

Der Engel rief mit mächtiger Stimme aus:
»Gefallen, gefallen ist das grosse Babylon …!«

Offenbarung 18,2  (Menge 1927)

Ab heute dürfen bei uns – jedenfalls was die Schweiz betrifft – Gottesdienste “mit staatlicher Zustimmung” wieder gefeiert werden, wenn auch mit diversen Auflagen. Somit hoffe ich, dass Sie sich am morgigen Sonntag zusammen mit anderen Christen in einer biblisch ausgerichteten Gemeinde versammeln und dann von Herzen den einen-einzigen dreieinigen lebendigen und wahrhaftigen Gott preisen und anbeten. ER ist es wert – und wir haben Seinen Segen nötig!
In der Annahme, dass Sie sich zu einem Gottesdienst versammeln, finden Sie hier heute kein Arbeitsblatt zum Bibelstudium, sondern einen speziellen Text, der sich auf Offenbarung 18 bezieht und Gottes Wort in Bezug auf unsere Tage bezieht. Der Verfasser ist Pfarrer Warren Peel, Pastor der Reformiert-Presbyterianischen Trinity-Gemeinde in Newtownabbey (Nordirland); er ist zudem Dozent für Biblisches Griechisch und Neues Testament am Reformierten Theologischen College in Belfast, wie auch Kurator vom Banner of Truth Trust (Edinburgh). [Die Quellenangabe findet sich am Ende seines Beitrags.] RM.

»Gefallen, gefallen ist das grosse Babylon!«

In Nullkommanichts hat sich die Welt gewandelt. Eine Plage brachte den Zusammenbruch der globalen Wirtschaft; Handel und Industrie wurden unter Arrest gestellt und kamen zum Stillstand, ausser es ging um lebenswichtige Sachen; die allgegenwärtige Freizeitbeschäftigung der Ersten Welt – das Einkaufen – ist plötzlich eine Sache der Vergangenheit. Geschäfte sind geschlossen und seit langer Zeit etablierte Handels-Marken gehen pleite. Für den, der wollte, konnte es an jedem Abend eines Monats eine Kostprobe der Kochkunst eines anderen Landes geben, doch jetzt sind sämtliche Restaurants leer. Die Musicals am Broadway und am West End wurden abgesagt. Carnegie Hall und die Royal Albert Hall stehen leer, kein Konzert ist zu hören. Hochzeitsfeiern sind völlig ausgeschlossen. Und was besonders bemerkenswert ist, das ist diese Geschwindigkeit, mit der all das passierte. Es kommt einem vor, als ob alles in einer einzigen Stunde geschah. Es scheint, dass überhaupt keine Zeit vergangen ist, als wir dies Leben noch normal genossen haben, und jetzt ist die gesamte Welt vereint in einem grossen kollektiven Jammer, weil wir jene Normalität verloren haben. Das ist das einzige Gesprächsthema aller Menschen, das einzige Thema in den Nachrichtensendungen.

Das mag so klingen, als ob ich jetzt die gegenwärtige weltweite COVID-Krise beschreibe – doch in Wahrheit fasse ich Offenbarung 18 zusammen, wo Johannes das Ende der Welt sieht. »Gefallen, gefallen ist das grosse Babylon!« (Offb. 18,2) In der Bibel ganz allgemein, und dann in der Offenbarung ganz speziell repräsentiert Babylon die Welt in ihrer Haltung gegen Gott – die gefallene, sündige Menschheit. Deshalb ist der Fall Babylons eine symbolische Art, um das Ende der Welt zu beschreiben.

Offenbarung 18 liest sich geradezu wie ein Nachrichtenbericht über den Zusammenbruch der Zivilisation. Hören Sie einige der Meldungen:

Von der Wall Street und der Londoner Börse: »Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird: Gold und Silber und Edelsteine und Perlen und feines Leinen und Purpur und Seide und Scharlach und allerlei wohlriechende Hölzer und allerlei Gerät aus Elfenbein und allerlei Gerät aus kostbarem Holz und Erz und Eisen und Marmor und Zimt und Balsam und Räucherwerk und Myrrhe und Weihrauch und Wein und Öl und feinstes Mehl und Weizen und Vieh und Schafe und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen von Menschen. “Und das Obst, an dem deine Seele Lust hatte, ist dahin; und alles, was glänzend und herrlich war, ist für dich verloren und man wird es nicht mehr finden.” Die Kaufleute, die durch diesen Handel mit ihr reich geworden sind, werden fernab stehen aus Furcht vor ihrer Qual, werden weinen und laut klagen: “Weh, weh, du große Stadt, die bekleidet war mit feinem Leinen und Purpur und Scharlach und geschmückt war mit Gold und Edelsteinen und Perlen!”« (Offb. 18,11-16/nach Luther 1984)

Aus Hongkong, New York und anderen bedeutenden Hafenstädten der Welt: »Und jeder Kapitän und jeder Küstenschiffer, die Seeleute und alle, die zur See fahren, blieben in der Ferne stehen, sahen den Rauch der Feuersbrunst und schrien laut: “Wo ist eine Stadt so gross wie diese?” Und sie streuten Staub auf ihr Haupt, schrien, weinten und klagten und sagten: “Wehe, wehe, du grosse Stadt, in der reich geworden sind durch ihren Wohlstand alle, die Schiffe auf dem Meer haben: In einer einzigen Stunde ist dieser grosse Reichtum verwüstet worden!”« (Offb. 18,17-19/nach Zürcher Bibel 1931/2007)

Vom Broadway und an West End: »… Kein Klang von Harfenspielern und Sängern, von Flötenspielern und Posaunenbläsern wird je wieder in dir vernommen werden! Auch kein Künstler in irgendwelcher Kunst wird noch in dir gefunden und kein Schall von einer Mühle in dir gehört werden! Kein Licht von einer Lampe wird noch in dir scheinen und kein Jubelruf eines Bräutigams und einer Braut sich in dir vernehmen lassen! Denn deine Kaufherren sind die Großen der Erde gewesen …« (Offb. 18,22.23/Menge 1939)

Die Geschwindigkeit und die Plötzlichkeit des Zusammenbruchs von Babylon wird durch die Wiederholung derselben Formulierung (mit einzelnen Varianten) hervorgehoben: »Ach, in einer einzigen Stunde ist sie verwüstet worden!« (VV. 8.10.17.19/Menge 1939).

Die Leser des Johannes müssen nicht erraten, was die Ursache für den Untergang Babylons ist: »Denn ihre Sünden reichen bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. Vergeltet ihr, wie auch sie euch vergolten hat, und zahlt ihr das Doppelte heim gemäss ihren Werken! In den Becher, in den sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr doppelt ein!« (VV. 5.6/vgl. VV. 3.7.8/Schlachter 2000)

Das Endresultat ist in Vers 8 beschrieben: »Darum werden an einem Tag ihre Plagen kommen, Tod und Leid und Hunger, und sie wird mit Feuer verbrannt werden; denn stark ist Gott, der Herr, der sie richtet.« (Schlachter 2000)

Es ist schwer, die Parallelen zwischen der gegenwärtigen Krise und dem Ende der Welt, so wie es Johannes in diesem Kapitel beschreibt, nicht zu erkennen. Jetzt will ich zwar nicht behaupten, dass diese gegenwärtige Pandemie zum Ende der Welt führt (obgleich ich auch nicht sage, dass es nicht doch so sein könnte). Sondern ich möchte hervorheben, dass das, was wir im Augenblick erleben, uns eigentlich an das Ende erinnern sollte. Es ist wie eine Vorschau des Endes. Das, was wir gerade jetzt im Kleinen durchmachen, das ist eine verkleinerte Version der Gerichte, die Gott am Ende dieser Zeit ausschütten wird. In vielfältiger Hinsicht ist die Situation im Moment schwierig – am Ende jedoch wird sie in jeder Hinsicht schrecklich sein.

Dies passt bestens zur Struktur, die sich durchs Buch der Offenbarung hindurch entfaltet. Es gibt dort mehrere Serien von je sieben Gerichten, die vom Himmel auf die Erde freigesetzt werden – sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen. Jede Serie an Gerichten betrifft dann einen stetig wachsenden und grösseren Teil der Erde. Die Siegel betreffen ein Viertel der Erde (Offb. 6), die Posaunen ein Drittel (Offb. 8 und 9); widerrufen wird eine Serie von Gerichten – die sieben Donner –, die in Offb. 10,3.4 erwähnt sind, und welche vermutlich die Hälfte der Erde betroffen hätten. Schlussendlich werden in Offb. 16 die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die ganze Erde ausgegossen.

Anders gesagt: Wenn wir uns dem Ende nähern, dann verschärft sich das Gericht. Gott richtet diese Welt beständig (Psalm 7,12; Römer 1,18), aber wir müssen damit rechnen, dass die Gerichte zunehmen, je näher wir an die Wiederkunft von Jesus kommen. Der HERR selbst verwendete dazu das Bild von den Geburtswehen. Je näher es zur Geburt kommt, desto häufiger werden die Wehen kommen, intensiver und schmerzhafter. Während wir also näher an die Wiederkunft Jesu kommen, werden die Gerichte – wie Geburtswehen – häufiger, intensiver und schmerzhafter.

Die Botschaft der gegenwärtigen Krise ist völlig klar: Es wird ein Ende kommen. Die Geschichte der Menschheit durchläuft nicht Kreise. Ob es früher oder später kommt, es wird unweigerlich kommen. Die gegenwärtige globale Katastrophe ist in Bezug auf jenen kommenden Tag die stärkste Vorabschattung, die die meisten von uns im bisherigen Leben je erlebt haben. Und es ist ein barmherziger Warnruf Gottes, der die Menschen auf dieser Erde aufruft, Busse zu tun und Christus zu vertrauen, sie zu erretten, so lange das für sie noch möglich ist.

© Pfarrer Warren Peel

Deutsche Übersetzung mit freundlicher Genehmigung des Verfassers: Pfr. Reinhard Möller

Englische Quelle: https://banneroftruth.org/uk/resources/articles/2020/fallen-is-babylon-the-great/;
vgl. auch: https://gentlereformation.com/2020/05/02/untitled-16/. All rights reserved./©