Corona-Krise – und die Kirchen sind ein Ärgernis?

Die römischen Befehlshaber fürchteten sich und redeten Paulus und Silas im Gefängnis zu, »führten sie heraus
und baten sie, die Stadt zu verlassen.«

nach Apostelgeschichte 16,39  (Luther 1984)

Nach wochenlanger “fürsorglicher Sperre” konnten in der Schweiz am gestrigen Pfingstsonntag die Kirchen ihre Türen wieder öffnen; dass einige es dennoch nicht taten, steht auf einer anderen Seite. Jedenfalls versammelten wir uns gestern in Dankbarkeit gegen Gott, haben IHN anbetend gelobt und auf Sein Wort gehört. Das beachten von Schutzmassnahmen gehörte dazu.

Parallel erleben wir seit einigen Jahrzehnten in den Medien zweierlei: Eine deutliche Ablehnung von bekennenden Kirchen und Christen, und eine erschreckende Unwissenheit in Bezug auf den christlichen Glauben. Das eine fördert das andere, wobei oftmals diverse Falschmeldungen hinzukommen. Zugleich werden Positionen, die dem christlichen Bekenntnis entgegenstehen, durchweg als “Tatsachen” dargestellt und so gut wie nie wissenschaftlich hinterfragt, so bei der Evolutionstheorie, der Archäologie oder Themen der Ethik. Man könnte sich geradezu fragen, ob in Bezug auf Christen Desinformation und Diskriminierung heute als Tugenden gelten.

Ein Hauptartikel der Zeitung “bz/Schweiz am Wochenende” beschäftigte sich zu Pfingsten unter der Überschrift “Zweifler und Ungläubige” mit “Corona-Rebellen” und deren “rechtsextremen Bezügen”. Zuerst geht es um Anthroposophen, deren Weltzentrum hier in der Nordwestschweiz liegt; dann geht es um Freikirchen, wobei nicht zu sektiererischen Gruppen unterschieden wird. Aus Süddeutschland ist eine Gruppe erwähnt, die Irrlehren verbreitet und somit keine biblische Gemeinde ist; aus dem Elsass wird die Freikirche erwähnt, an deren Konferenz es zu einigen Ansteckungen kam, die aber nicht gegen die Auflagen verstiess, da diese erst später erlassen wurden (was nebenbei erwähnt ist). Für die Schweiz blieb eine unbekannte kleine Gruppe übrig, über die die Journalisten nichts Aktuelles herausfanden – von den über 1000 freikirchlichen evangelikalen Gemeinden der Schweiz gab es nicht eine einzige, die zum Thema über Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker passte! Doch die Etikette klebt.

Dieselbe Ausgabe erwähnt beiläufig den Pfarrer “der das Blaue vom Himmel verspricht”, ohne dass es dazu eine sachliche Aussage gäbe. Eine andere Autorin schreibt über zwei Schauspieler, die nach ihrem Tod mittlerweile seit über 20 Jahren “wieder vereint” sind: “Ich bin mir sicher, dass sie darüber sehr glücklich sind, in dem Drüben, das wir alle nicht kennen.” Übers Jenseits wissen wir demnach gar nichts – aber es gibt dort zwei Glückliche; sind das “sichere” Fakten?

Vielfach sind Kirchen und Freikirchen wieder geöffnet; sie müssen mit der Etikette leben, nicht “lebenswichtig” oder “systemrelevant” zu sein. Für viele gelten sie eher als “lebensgefährlich”, als ein Ärgernis. Selbstverständlich dürfen wir caritativ und sozial tätig sein, wenn da nicht diese Predigt vom gekreuzigten und auferstandenen Gottessohn Jesus wäre, auf dessen Wiederkunft die Christen warten. Seit 2000 Jahren gilt diese Wahrheit: »Hat Gott nicht die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn da die Welt, umgeben von Gottes Weisheit, auf dem Weg der Weisheit Gott nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung jene zu retten, die glauben. Während die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten – für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit, für die aber, die berufen sind, Juden wie Griechen, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit …« (1. Kor. 11,20-24/Zürcher Bibel 2007).

Gottes Evangelium ist für alle Menschen die allerbeste Botschaft, Wahrheit für Gegenwart und Zukunft, gnädige Tilgung jeglicher Sündenschuld, Klarheit übers Jenseits, über Himmel und Hölle – und dennoch wünscht man, wir sollten »die Stadt verlassen«? Gott ist das Ärgernis!

© Pfarrer Reinhard Möller