Corona-Krise – begleitet von wachsender Angst?

Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten!

Psalm 25,17  (Luther 1984)

Der Leiter vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit, Daniel Koch, sagte diese Tage: »Es ist normal und gut, dass man vor dieser Epidemie Respekt hat. Aber Angstgefühle helfen in solchen Situationen nicht – und sie sind auch nicht nötig.« (M-Magazin, 23.3.2020). Und obgleich sich manche öffentlich ähnlich äusserten, so sieht es in unserem Innern doch oft völlig anders aus. Genaugenommen brauchte es dazu auch gar nicht das Corona-Virus, denn unsere Ängste haben vielfältige Hintergründe und Ursachen. Einige begleiten uns tagtäglich, andere treffen uns wie ein Blitz völlig unerwartet. Wie gehen Sie mit Ihren Ängsten um?

Die Bibel hat eine Fülle von Beispielen und helfenden Zusagen zu den menschlichen Ängsten; dazu kommen Worte über die Furcht und das Sorgen, wie auch Aussagen Gottes, die uns dazu praktisch und seelsorgerlich Hilfen vermitteln. So bietet Jesus Seinen Jüngern wahren Frieden an und sagt: »In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« (Joh. 16,33). Übersetzt: Es ist Teil unseres Daseins in dieser Welt, dass alle Menschen – auch Christen – in verschiedenen Situationen Angst haben; und dann folgt der persönliche Zuspruch, in Jesus gerade jetzt getrost und zuversichtlich zu sein, wissend, dass ER grösser ist als jede denkbare Not, Krise oder Ungewissheit.

Damit es an dieser Stelle nun kein Missverständnis gibt: Wie ein roter Faden zieht es sich durch die ganze Heilige Schrift, dass dieser Trost in allen Ängsten einzig in der persönlichen Gottesbeziehung zu finden ist – nicht ausser und nicht ohne Gott! Mancher mag seine Angst verdrängen oder leugnen, oder sich ablenken, damit gar eine Weile zufrieden sein … nur ist das nicht die Lösung, die der lebendige Gott durch Jesus dem Christen anbietet.

Als Jesus im Garten Gethsemane kurz vor Seiner Verhaftung zitterte (Mk. 14,33.34), da hatte er im Kampf mit den Mächten der Finsternis Ängste, Todesängste, angesichts der kommenden Folter und Kreuzigung. Später lesen wir dann, wie eine Auflösung dieses Geschehens: »… wir haben nicht einen Hohenpriester [= Jesus, der Sohn Gottes], der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.« (Hebr. 4,15). Jesus steht in unseren Ängsten an unserer Seite, ER, der selbst um unseretwillen Ängste durchgemacht hat.

Wer von der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus hört, kann sich ängstigen; ein anderer liest den Erfahrungsbericht eines Erkrankten oder sieht das Interview mit einem Arzt. Ängste brechen auf, und so fragt man sich: “Wird es auch mich treffen?” Es gibt keine Garantie; auch in meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere durch das Virus Erkrankte. Man hofft, und wir beten: »Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, denn mein Herz ist in Angst; … Denn du bist meine Zuversicht …« (Psalm 61,3.4) und: »Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht …« (Psalm 56,12). Dabei wissen wir nicht, wie Gott handeln wird; doch wir haben die Gewissheit, dass Seine Wege für uns die besten sind. ER hört Gebet, ER erhört Gebete, und im Handeln ist ER souverän.

Englischsprachige Christen vergleichen das Sterben mit dem Überqueren des Jordans; am anderen Ufer liegt das Land ewiger Verheissung. Johnny Cash besingt dies in einem seiner Lieder: Oft bin ich ermüdet, traurig, geängstigt; es scheint, als ob mich alle Freunde verlassen haben, die letzten Winde der Sorgen blasen und die Dunkelheit bricht an: Doch in der Finsternis erkenne ich, dass Jesus auf mich wartet; ER starb, um meine Sünden zu sühnen, kümmert sich um die Erlösten und bewahrt meine Seele bis ans Ende meiner Reise: »Den Jordan muss ich nicht alleine überqueren«! Der Auferstandene will uns selbst diese Todesangst nehmen!

© Pfarrer Reinhard Möller