Corona-Krise – und (k)ein Tag zu Busse und Gebet?

Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: “Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!”

Matthäus 4,17 (Luther 1984)

Auf den heutigen Sonntag haben Kirchen und Christen einiger Länder zu einem weltweiten Buss- und Bettag aufgerufen. Ihnen geht es darum, sich als Christen vor dem einen lebendigen und wahrhaftigen Gott zu beugen, ihre eigene Schuld zu bekennen, die Nöte der Gegenwart auszusprechen und Sein heilendes, bewahrendes Eingreifen zu erflehen. ER allein kann in jeglicher Notlage helfen – wann, wenn und wie ER will! Der öffentliche Aufruf zur Busse gilt aber zugleich allen, die noch nicht Gnade und Vergebung durch Jesus empfangen haben, sprich all denen, die Gott in Seinem Wort »Gottlose« nennt. Ihnen gilt Gottes Liebe in dem Masse, dass ER sie beständig einlädt umzukehren, ehrlich Busse zu tun.

Busse ist die demütige Beugung unter die Herrschaft Gottes, das Bekennen aller persönlicher Schuld und Gottlosigkeit, die Bereitschaft umzukehren, seine Gesinnung nach Gottes Willen zu ändern … Dazu hat Jesus eingeladen, deswegen starb ER stellvertretend am Kreuz auf Golgatha. Und davon predigten die Apostel, so Petrus wenn er fragenden Zuhörern zurief: »Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.«(Apg. 2,38).

Wer hierzu Fragen hat, möge zur Bibel greifen und darin betend lesen. Und er möge sich an eine Gemeinde wenden, in der die Heilige Schrift ohne Abstriche geglaubt wird. Hier kann ich nur kleine Akzente setzen. – Deshalb zwei Hinweise auf den Reformator Martin Luther: In den 95 Thesen von 1517 lud er zu allererst zur Busse ein, da er erkannt hatte, dass diese dem Schöpfer sehr wichtig ist. Luther schrieb deshalb:

“1. Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: »Tut Busse« usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Busse sein soll. / 3. Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Busse, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach aussen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches bewirkte.” Zutreffend betont Luther, dass die innere Sinnesänderung zwingend sichtbare Folgen im persönlichen Leben und Alltag haben muss; alles andere wäre Heuchelei.

Unsere Nationen in Europa versinken seit Jahrzehnten in wachsender Gottlosigkeit. Gott ist den meisten egal, Seine guten Ordnungen und Werte werden verachtet, nicht umgesetzt, und das, was ER unmissverständlich »Sünde« nennt, das gilt bei uns als »cooler Fortschritt«. Jeder, der dies mit offenen Augen und nüchtern sieht, jeder der gottesfürchtig ist, muss zugeben: Gott hat mit uns sehr viel Geduld gehabt; Sein gerechtes Gericht ist überfällig.

In den Tagen Luthers fegte so manche Pest durch Europa; dies ist eines der damaligen Buss- und Bittgebete des Reformators, den Gott gebrauchte uns die Bibel zu übersetzen:

»O Herr, Gott Du weisst, was wir für armselig-schwache Kreaturen sind. Lass uns doch nicht dafür büssen, dass unser Glaube schwach ist und wir für Dein Heiliges Wort undankbar sind. Mach uns gottesfürchtig und stärke unseren Glauben. Erbarme Dich unser und strafe unsere Bosheit mit Barmherzigkeit. Und befreie uns aus Gnaden von der wohlverdienten Strafe der Pestilenz, damit Dein armes Häuflein [der Christen] nicht so jämmerlich zerstreut werde. Auch dass sich Deine Feinde nicht über unseren schwachen Glauben freuen mögen und sie dadurch Dein Wort und Deine Strafe verachten. Das schenke uns, du aller-barmherzigster Vater durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, unseren Herrn, Mittler und Fürsprecher. Amen.«

Sollten die Nöte der Gegenwart uns nicht endlich zur Busse und ins Gebet treiben?

© Pfarrer Reinhard Möller