Corona-Krise – wie lange noch?

Die Jünger fragten: “Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für Dein Kommen und für das Ende der Welt?” Jesus antwortete: “Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.”

aus Matthäus 24,3.4  (Luther 1984)

Unsere Tageszeitung fragte vorgestern auf der Titelseite: »Wie lange noch«, hatte allerdings das Fragezeichen vergessen – oder extra weggelassen? Der Leser vernimmt dann: »Von einer Rückkehr zur Normalität ist die Schweiz weit entfernt. Doch wie weit? Wie lange geht es, bis die Notstandsregeln wieder gelockert werden? Die Ungeduld wächst …« Die engeren und strengeren Verordnungen sind erst 14 Tage in Kraft, und doch begegnen wir weltweit dieser Frage: »Wie lange noch?«.

Einige erhoffen, dass die frühere Bewegungsfreiheit noch im April wieder gewährt wird. In Bezug auf das Finden eines Impfstoffes sagt die Philosophin Annemarie Pieper allerdings: »Das wird Monate dauern. Nur wird uns das nicht so gesagt, das würde ja mutlos machen.« Doch im Ausland spricht man schon von mehreren Monaten der Ausgangssperre.

In der Frage, »Wie lange noch?«, begegnen sich unsere Erwartungen und Hoffnungen mit unserer Geduld oder Ungeduld. Dabei ist das Virus unberechenbar, zumal es sich jeglicher Verfügungsgewalt entzieht und wir es nicht sehen können; deshalb die zahlreichen Vorsichtsmassnahmen. Doch mit jedem weiteren Tag wird die Frage drängender: »Wann?«.

Auch wenn unsere Medien davon so gut wie gar nicht berichten, so stehen christliche Kirchen angesichts der Corona-Pandemie weltweit an vorderster Front beim Einsatz für Bedürftige, Einsame und Erkrankte. Dabei verknüpfen sie tätige Nächstenliebe vor Ort und echte Zukunftshoffnung, die nicht auf menschliche Versprechungen baut. Sie haben Ausdauer und Geduld, und sind doch selbst als Christen seit 2000 Jahren mit der Frage konfrontiert: »Wie lange noch?«, weil Jesus zugesagt hat: »Siehe, ich komme bald!« (Offb. 22,7.12).

Obgleich diese prophetische Ankündigung in der Heiligen Schrift vielfach klar zu finden ist, ist es leider so, dass selbst in den Kirchen manch einer nicht mehr an die Erfüllung glaubt. Dann schiebt man diese Verheissungen beiseite, verbiegt oder verdrängt sie; und schlussendlich erschafft man sich aus seinen eigenen Vorstellungen einen Patchwork-Glauben. Selbst wenn er dann noch als “christlich” bezeichnet wird, so hat er doch mit dem Glauben der ersten Christen oder der Reformatoren nicht das Geringste gemein.

Im Neuen Testament lese ich bei Paulus, woran Christen zu erkennen sind; er schreibt: Sie haben sich von allen Götzen abgewandt, sie bekehrten sich zum einzigen »lebendigen und wahren Gott«, der sie mit Gnade und Vergebung beschenkte und dem sie mit ihrem Leben dienen wollen. Und dann fügt er als weiteres Kennzeichen an: Christen »warten auf [Gottes] Sohn vom Himmel, den ER auferweckt hat von den Toten, Jesus, Der uns von dem zukünftigen Zorn errettet«! (1. Thess. 1,9.10) Anders gesagt: Wer nicht glaubt, dass Jesus Christus sichtbar und in Herrlichkeit wiederkommen wird, der ist kein Christ.

Für Jesu Wiederkunft haben wir kein Datum. Alles spekulieren ist müssig – egal wie oft jemand fragt: »Wie lange noch?«; doch ER lebt und ER kommt gewiss! Zuvor, so kündigte Jesus an, gibt es Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, Seuchen etc., und ER fügt deutlich zu: »entsetzt euch nicht« (Luk. 21,9). Im Vertrauen auf IHN sind wir auch heute und morgen getrost, denn Jesus sagt: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Mt. 28,20).

© Pfarrer Reinhard Möller