Corona-Krise – Warten auf einen Unbekannten?

»Weder mich noch meinen Vater kennt ihr; wenn ihr mich kenntet, würdet ihr auch meinen Vater kennen.«

Johannes 8,19  (Menge 1927/1939)

Die letzten Tage ging es an dieser Stelle um die kommende Wiederkunft von Jesus Christus, mit der Christen ganz real rechnen. Und es ging um warnende Worte in Bezug auf falsche Messiasse. Nur wenn ich gar nicht weiss, wer Jesus ist, wie soll ich IHN dann erwarten? Oder wie soll ich unterscheiden, wer ein Pseudo-Messias ist, wenn ich den wahren nie kennengelernt habe? Das sind sehr zentrale, ja lebenswichtige Fragen, geht es hier doch um unsere ewige Zukunft.

Einladend hatte Jesus zu den Frommen Seiner Zeit gesagt: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.« (Joh. 8,12/Luther 1984) Befreiung aus aller Finsternis, was für eine Zusage! Doch schon wenige Augenblicke später musste ER den Pharisäern sagen, dass sie weder IHN, noch Gott den Vater kennen würden. – Genau das ist bis heute die entscheidende Not: Es mangelt an der Erkenntnis Gottes! Manch einer weiss gar nicht, wo er überhaupt suchen soll – und andere haben völlig falsche Vorstellungen von Jesus, haben nie gehört, dass ER Gott ist, geschweige denn, dass Er wiederkommen wird …

Doch nicht nur Unwissenheit und falsche Vorstellungen machen blind; in Kirchen und von den Kanzeln wird so viel Irrlehre gepredigt, dass nur wenige das klare Evangelium Gottes hören. So trifft dies Wort Jesu auch unsere Gegenwart: »Weh euch Schriftgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen und habt auch denen gewehrt, die hineinwollten.« (Luk. 11,52/Luther 1984)

Wer Gott kennenlernen möchte, wer aufrichtig Jesus als Erlöser sucht, der wird finden! Seine Einladung zur Vergebung und Versöhnung gilt noch heute! Seine Gnade liegt bereit, und wer Ihn ehrlich sucht, der findet IHN in der Bibel. Dort redet der lebendige Gott zu uns, und Sein Wort ist durch-und-durch wahrhaftig, Wort des Lebens, Wort zur Ewigkeit, Evangelium! Und dort vernehmen wir die Einladung Jesu: »Ich bin die Tür: Wenn jemand durch mich eingeht, wird er gerettet werden, wird ein- und ausgehen und Weide finden.« (Joh. 10,9/Menge 1927) Jesus selbst ist die Tür, Tür der Barmherzigkeit und Gnade Gottes, Tür zum Glauben und Heil!

Deshalb konnte ER so einladend und deutlich sagen, was unser Innerstes noch heute erfreut: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.« (Joh. 14,6.7/Luther 1984) Wer Jesus kennt, der kennt den Zugang zu Gott, dem Vater. Wer Jesus als Mittler der Gnade und als Erlöser von Schuld und Sünde erfährt, der steht in persönlicher Beziehung zum dreieinigen Gott – nur der! So wird ER zur Erfüllung unseres Lebens, stiftet Sinn und Inhalt, Geborgenheit und Hoffnung. Das gilt auch in allen Krisen unserer Gegenwart. Dabei geht diese Hoffnung übers Leben hinaus bis in die Ewigkeit. Und der Glaubende weiss um den Schnittpunkt der Wiederkunft von Jesus Christus, den Schnittpunkt von Gegenwart und kommender Herrlichkeit …

Dabei warte ich nicht auf irgendeinen “Unbekannten”! Als Adoptivkind der Gnade Gottes warte ich auf den, der einst zum Apostel Johannes sagte: »Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in alle Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Totenreiches.« (Offb. 1,17.18/Zürcher Bibel 1931) Jesus zu kennen ist dabei nicht etwas Statisches, sondern hat mit wachsender Erkenntnis zu tun. Dabei wirkt Gottes Geist an unserem inneren Menschen, reinigt und verändert uns – so sind wir die Empfangenden, täglich beschenkt bis ER wiederkommt, der, den wir schon jetzt kennen.

© Pfarrer Reinhard Möller