Corona-Krise – Über fehlende Zukunftserwartungen …

… wie sagen einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden … so ist auch euer Glaube vergeblich … so seid ihr noch in euren Sünden …

aus 1. Korinther 15,12-19  (Luther 1984)

Die Corona-Pandemie hat bei einigen Christen die Frage aufgeworfen, ob dies die letzte grosse Plage vor der Wiederkunft von Jesus sei. Vor diesem Hintergrund sollten wir beachten, was ER selbst uns in Bezug auf falsche Messiasse sagte. Nachdem ich hier bereits Aspekte zu jüdischen, islamischen und päpstlichen Erwartungen skizzierte, geht es heute um fehlende Erwartungen:

Der heutige Text ist ein aktueller Einschub, wobei es zuerst um den Begriff der “Naherwartung” geht; er wird für die Behauptung verwendet, dass die Apostel und ersten Christen nur damit gerechnet hätten, Jesus würde noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen. Weil das angekündigte Zweite Kommen von Jesus nach 2000 Jahren noch aussteht, meinen einige, ER werde niemals kommen – man habe sich getäuscht. Dabei wird verdrängt, dass der Apostel Petrus in 2. Petrus 3,1-18 auf diese falsche Vorstellung klar und wegweisend antwortete.

Doch es gibt auch eine andere Art von – wie ich meine – “Naherwartung”, und die ist gerade in den Tagen dieser Pandemie (aber auch sonst) ein eigentlich brennendes Thema; es geht um die Frage: “Wie wird meine Zukunft aussehen, wenn ich morgen sterbe?” Selbstverständlich ist die Wiederkunft von Jesus ein zentrales Thema der Bibel; weil meine Todesstunde jedoch vorher kommen kann, deshalb ist die Frage nach meiner persönlichen Zukunftserwartung dringlicher.

In unseren Medien werden zurzeit wöchentlich Theologen, Ethiker und Seelsorger interviewt, die auf Grund der Corona-Krise eine Gelegenheit bekommen, zu existentiellen Themen, auch zu Tod und Jenseits, Stellung zu beziehen. Doch hier bei uns ist das Resultat absolut enttäuschend: Keiner hat ein klares Wort der Hoffnung oder Zuversicht zum Sterben oder zur Ewigkeit. Ganz im Gegenteil: Der Worte sind viele – aber an tragfähigen Zukunftserwartungen fehlt es völlig! Und das aus dem Munde von Theologen, deren Auftrag es wäre, Gottes Wahrheit zu bezeugen!

Entscheidend ist: Wenn ich eine Wahrheit der Heiligen Schrift leugne, dann fallen sogleich weitere – wie Dominosteine – und mir bleibt nichts als Hoffnungslosigkeit und Spekulation. Das zeigt schon obiges Zitat von Paulus, der dazu im Zusammenhang noch mehr schrieb. Keine Auferstehung der Toten?, dann auch keine von Jesus, dann auch keine Überwindung von Sünde und Tod, und dann ist jeder Glaube sinnlos, weil es weder Gnade noch Ewigkeitsgewissheit gibt! Doch es ist anders: »Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten!« (V. 20), und deshalb gibt es Vergebung aller Schuld, Versöhnung mit Gott und ein ewiges Leben – echte Hoffnung!

Volker Eschmann, er ist katholischer Theologe, beantwortet als Spitalseelsorger Fragen zu Sterben und Tod, zu Leid und Corona – sehr konkret, doch ohne ein Wort der Zuversicht aus dem Evangelium (Coopzeitung, 5.5.2020). Thomas Gröbly, ein reformierter Theologe, antwortet auf die Frage nach “dem Gedanken an den eigenen Tod” u.a.: “Mir hilft die Vorstellung, dass ich als Geistwesen in einen anderen, mir unbekannten Aggregatszustand wechsle. Vielleicht ist es auch ein Nichts. Ich gehe neugierig damit um …” (bz, 6.5.2020). Hier fehlt tragischerweise jede Gewissheit, jedes glaubende Vertrauen in so viele klare Worte von Jesus, so wie: »Euer Herz erschrecke nicht! Vertraut auf Gott und vertraut auf mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben … wenn ich euch (dort) eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und will euch zu mir nehmen, damit da, wo ich bin, auch ihr seiet.« (aus Joh. 14,1 ff/Menge 1927) Glauben Sie mit mir dieser göttlichen Zusage?

© Pfarrer Reinhard Möller