Corona-Krise – Über fremde Zukunftserwartungen…

Jesus: »Viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: ›Ich bin der Messias‹ … Auch falsche Propheten werden in grosser Zahl auftreten und viele irreführen.«

Matthäus 24,5.11  (Menge 1927/1939)

Die Corona-Pandemie hat bei einigen Christen die Frage aufgeworfen, ob dies die letzte grosse Plage vor der Wiederkunft von Jesus sei. Vor diesem Hintergrund sollten wir beachten, was ER selbst uns in Bezug auf falsche Messiasse sagte. Nachdem ich hier zuerst Aspekte zu jüdischen Positionen zum Messias erwähnte, folgen jetzt Aspekte zur islamischen Zukunftshoffnung:

Bevor unser Herr Jesus Christus sichtbar und in Herrlichkeit mit den Wolken wiederkommen wird, werden andere gross auftreten und sich selbst als “Messias” anbieten. Die islamische Religion leugnet, dass Jesus der Sohn Gottes ist und behauptet, damals habe man jemanden mit Jesus verwechselt, und somit sei nicht Jesus gekreuzigt worden … Hier und in praktisch allen anderen Fragen von Glauben und Ethik gibt es gar keine Übereinstimmung des Islam mit dem Christentum oder dem Judentum. Deshalb ist jede Form gemeinsamer Gottesdienste völlig ausgeschlossen. Und es ist abwegig, dass der Papst zum 14. Mai einen internationalen und interreligiösen “Gebetstag aller Religionen gegen die Coronavirus-Pandemie” ausrief; wo man im Glauben nicht übereinstimmt, kann man nicht gemeinsam beten.

Muslime erwarten einen kommenden Mahdi, einen Imam, der – so glauben Schiiten – 879 geboren wurde und im Verborgenen wartet, um zu einer Zeit weltweiter Unruhen dann als Retter der Menschheit zu erscheinen. Er wird den islamischen Weltfrieden bringen, d.h. eine absolute Unterordnung unter Allah. Auch für Muslime ist der Mahdi nicht der Messias, aber die islamische Erwartungshaltung – verknüpft mit dem Hass auf alles Jüdische und Christliche – lässt aufhorchen. Für die Islamische Republik Iran ist die schiitische Mahdi-Erwartung absolut grundlegend für den Staat, für dessen Politik und sämtliche Aktivitäten. Laut Verfassung ist der “Imam Muhammad al-Mahdi” im Verborgenen unsichtbar bereits heute das Staatsoberhaupt. Die Mullahs glauben daran, und Ali Chamenei (der als Stellvertreter des Mahdi regiert) behauptet, dass viele bereits den Mahdi getroffen hätten; er werde sich bald offenbaren … –

Gerade evangelikale Christen haben sich in den letzten Jahrzehnten intensiv mit Matthäus 24, der Endzeitrede Jesu beschäftigt – aber haben wir daraus dann auch die Schlussfolgerungen so gezogen, wie Jesus dort die Akzente setzt? Sehr deutlich und wiederholt (Verse 4.5.10.11.15.23-28.42-44) warnt ER vor Verführungen, verbunden mit dem Hinweis, ER werde plötzlich kommen, wie ein unerwarteter Dieb in der Nacht! Falsche Propheten und falsche Messiasse werden viele verführen, und es ist damit zu rechnen, dass ein “Pseudo-Messias” sich plötzlich als der letzte “Antichrist” zeigen wird. Christen sind aufgerufen, wachsam zu sein – egal in welcher Ecke sich die antichristliche Macht etablieren wird. Dabei ist Wachsamkeit nicht mit Spekulation zu verwechseln, die nur in die Irre führt.

Unmissverständlich sagt Jesus uns (V. 42): »Wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt«! Wachsamkeit beginnt nicht “erst morgen”, sie ist immer eine Aufgabe im Heute, in der Gegenwart. Dass wir gerade jetzt im Angesicht der weltweiten Corona-Pandemie erleben, wie über Nacht in allen Staaten Gesellschaft und Wirtschaft blockiert und umgekrempelt werden, wie Rechtsordnungen durch Notrecht ersetzt und Gottesdienste weltweit untersagt werden, das sollte aufmerken lassen. Zugleich sucht man nach über-nationalen Lösungen … Es bedarf keiner grossen Phantasie, zu erkennen, wie sich in Notzeiten ein “messianischer Führer” urplötzlich als “Heilsbringer” präsentieren könnte, wenn seine Versprechungen der Menschheit gefallen … »Seht zu, dass euch nicht jemand verführe!« (Matth. 24,4/Luther 1984)

© Pfarrer Reinhard Möller