Corona-Krise – Über falsche Messiaserwartungen…

Da sagte der Hohepriester zu IHM (= Jesus):
»Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott:
sag uns, ob du der Messias, der Sohn Gottes, bist.«

Matthäus 26,63  (Menge 1927/RM)

Die Corona-Pandemie hat bei einigen Christen die Frage aufgeworfen, ob dies die letzte grosse Plage vor der Wiederkunft von Jesus sei. Vor diesem Hintergrund sollten wir bedenken, was ER selbst uns in Bezug auf falsche Messiasse sagte, was die Bibel zu falschen Messiaserwartungen sagt. Deshalb zuerst ein paar Aspekte zu jüdischen Positionen zum Messias:

In den Jahren als Jesus auf dieser Erde lebte, gab es unter den Juden auf Grund der römischen Besatzungsmacht teilweise die Hoffnung auf einen Messias, der Sein Volk befreien würde. Aber zugleich gab es auch einige, deren Erwartungshaltung sich an den alttestamentlichen Propheten orientierten, und solche, die Jesus als den verheissenen Gesalbten Gottes, den Messias, den Christus erkannten. Letztere bildeten mit dem Kreis der Apostel die urchristliche Gemeinde, wissend, dass Jesus der Sohn Gottes ist, wahrer Gott und wahrer Mensch, einziger Erretter, einziger Mittler zum Vater …

Die Schriftgelehrten und Priester jener Zeit wussten offenkundig über den Anspruch Jesu, der erwartete Messias zu sein, weshalb der Hohepriester im Verhör dann auch Jesus direkt fragte: »Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: sag uns, ob du der Messias, der Sohn Gottes, bist.« Und er bekam die unzweideutige Antwort: »Ja, ich bin es.« (V. 64), woraufhin der Hohepriester IHM Gotteslästerung vorwarf. Jesus wurde verspottet, verurteilt, gegeisselt, ans Kreuz geschlagen – und ER starb. Und ER ist am dritten Tag auferstanden, wie verheissen.

Weil die frommen Juden der damaligen Zeit IHN als Messias ablehnten, deshalb warten sie noch heute auf das Kommen des Messias. – Als der Schweizer Alttestamentler Prof. Dr. Samuel R. Külling (1924-2003) einige Tage im Zivildienst war, begegnete ihm dort ein Schweizer Jude; jener sagte dann nach einem kurzen Gespräch: “Nicht wahr, es ist doch so: Wenn unser Messias kommt, dann kommt ER für Euch Christen zum zweiten Mal?!” Külling stimmte ihm zu …

Das kann allerdings nicht heissen, dass jede Variante gegenwärtiger jüdischer Messiaserwartung dem offenbarten Wort Gottes entspricht. Auch hier gilt die Warnung Jesu: »Wenn … jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus, oder dort, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse [griechisch: “Pseudo-Christusse”] und falsche Propheten [griechisch: “Pseudo-Pr0pheten”] auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn sie nun zu euch sagen werden: “Siehe, er ist in der Wüste!”, so geht nicht hinaus; “Siehe, er ist in den Kammern!”, so glaubt es nicht!« (Matth. 24,23-26/Schlachter 2000)

Aus Israel wurde im Februar 2020 berichtet, dass die bedeutendsten Rabbiner das Land nicht verlassen wollen, um den Messias nicht zu verpassen. Ein Rabbiner verweist auf Rabbi Chaim Kanievsky, der behaupte, jetzt im direkten Kontakt mit dem Messias zu stehen; dieser ultra-orthodoxe Rabbiner sprach bereits öfters über das nahe Kommen des Messias. Rabbis Zisholtz rechnet mit einem sehr plötzlichen Erscheinen, verwies dabei auf Gog und Magog, ohne dann allerdings konkret zu werden. Im März erhoffte der israelische Gesundheitsminister, der Messias würde noch vor dem Passah kommen und die Corona-Not beenden; der Messias kam nicht, doch der ultra-orthodoxe Minister erkrankte selbst an Corona, ist inzwischen aber wieder genesen. – Angesichts derartiger Spekulationen halten wir am Wort Jesu fest: Der Messias »kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.« (V. 44)

© Pfarrer Reinhard Möller