Corona-Krise – Der Tod als Strafe und Busse für jeden?

Und wie es den Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, und dann kommt das Gericht, so ist auch Christus ein einziges Mal geopfert worden, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen.

Hebräer 9,17.28  (Zürcher Bibel 2007)

“Du musst doch bald sterben.”

Der Tod ist wie alle anderen menschlichen Gebrechen und Mühseligkeiten eine verdiente, von Gott dem Menschen auferlegte Busse als Strafe für die Sünde. Anfangs wurde Adam von Gott unsterblich, vollkommen und ohne Gebrechen geschaffen, so dass ihm nichts fehlte. Erst nachdem er gesündigt hatte, folgte dies Elend und insbesondere der Tod.

Denn Gott spricht im Buch Genesis, Kapitel 3 [Gen 3,17-19]: »Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir gebot, dass du nicht davon essen sollst, so sei auch der Erdboden um deinetwillen verflucht. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und das Kraut des Feldes sollst du essen. Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, von der du genommen bist; denn Staub bist du, und zu Staub musst du wiederum werden.«

Da es nun hinlänglich bekannt ist, dass allen Menschen der Tod auferlegt, ja von Gott als Strafe der Sünde auferlegt wurde, so soll der kranke Mensch mit Recht durch diese Tatsache Erleichterung finden und Folgendes bedenken: Wenn niemand dem Tod entrinnen kann, so musst du doch bald sterben, auch wenn du jetzt gesund werden solltest. Und wenn es auch keinen anderen Grund dafür gibt, sollst du dennoch aus der Not eine Tugend machen. Denn da der Tod von Gott zur Busse der Sünde eingesetzt worden ist und du ein armer Sünder bist, der in Sünden geboren und empfangen worden ist, und [du] doch Gott als deinen treuen Vater hast, sollst du Busse für die Sünden bereitwillig zahlen und dem gütigen Vater die schuldige Pflicht gehorsam leisten.

Jeder soll bedenken, wie gross und heilig die Gemeinschaft derer ist, die auch gestorben sind. Der Sohn Gottes und Marias, Jesus Christus, unser Herr, der doch selbst keine Sünden begangen hat, der vom Heiligen Geist empfangen und von einer unbefleckten Jungfrau geboren wurde, hat für uns den Tod erlitten, um den ewigen Tod hinwegzunehmen und den zeitlichen für die Gläubigen zu erleichtern. Alle auserwählten Freunde Gottes haben die Busse des Todes bezahlt, etwa der rechtschaffene Abraham, Mose, dem Gott seine Herrlichkeit offenbarte, David, der dem Herrn wohlgefiel, ebenso der Heiligste, der von einer Frau geboren wurde, Johannes der Täufer, die ewig reine Jungfrau Maria, Johannes, der geliebte Jünger Christi, die auserwählten Apostel Petrus, Paulus und Jakobus, kurz: Alle heiligen Propheten und Apostel, alle heiligen Väter, Lehrer und Märtyrer, sie alle sind durch den Tod aus diesem Leben geschieden.

Jeder soll also daran denken, welche hohen und heiligen Gefährten er hat und dass er sich nicht vermessen soll, besser als diese sein zu wollen, die doch willig gestorben sind. Es wäre auch eine unerhörte Unfähigkeit zu leiden, wenn jemand nicht erdulden will, was doch alle Menschen, ja alle Gläubigen von je her erduldet haben.

Heinrich Bullinger – Reformator in Zürich (1504-1575)


Aus: “Unterweisung der Kranken und wie man sich auf das Sterben vorbereiten soll”, 1535.

Entnommen aus den Informationen der Bekenntnisbewegung Kein anderes Evangelium Westfalen-Lippe, Nr. 207 (Mai-Juni 2020), S. 36.