Corona-Krise – Christen sind nicht besser! (Teil-3)

Keiner von ihnen [= den Jüngern] ging verloren ausser der Sohn der Verlorenheit.

Johannes 17,12 (Zürcher Bibel 2007)

Das allgemeine Versammlungsverbot gilt weiterhin, zumal die Corona-Krise noch längst nicht ausgestanden ist. In diesen Tagen feiert die weltweite Christenheit mit der Passionszeit ihre “höchsten Festtage”; um so mehr sind die christlichen Gemeinden betroffen, dass an Karfreitag und Ostersonntag keine Gottesdienste stattfinden dürfen. Deshalb nehme ich die Passionswoche hier zum Anlass, damit verknüpfte Themen aufzugreifen. Heute wird das gestrige Thema weiter vertieft, mit dem Zitat im Hintergrund: »Christen sind nicht besser – aber sie sind besser dran!«. –

Eine zentrale Person in den historischen Berichten über das Geschehen in der Passionswoche ist Judas Iskariot, der sich von der jüdischen Obrigkeit für den Verrat Geld geben liess. Als Jesus zusammen mit seinen Jüngern das Passahmahl feierte, sagte ER ihnen: »Einer unter euch wird mich verraten« (Mk. 14,18). Einer von denen, die drei Jahre lang mit IHM alles geteilt hatten, Seine Wunder miterlebt und Seine Lehren gehört hatten, einer von ihnen sollte ein Verräter sein?

Vermutlich wäre unser Eindruck, dass Einzelne denken oder laut sagen würden: “Ich kann mir schon denken, wer unter uns das ist …” – doch nichts dergleichen. In der Gegenwart von Jesus ist sich jeder der Jünger seiner eigenen Sündhaftigkeit so bewusst, dass sie ehrlich betrübt »einer nach dem andern (Jesus fragten): “Bin ich’s?”«! (Mk. 14,19) Jesus wusste genau, wer es war; doch diese kleine Gemeinschaft der Jünger fragte nicht: “Sag uns seinen Namen, damit wir ihn davon abhalten …”, sondern im Bewusstsein der eigenen Schuld fragen sie: “Bin ich’s?”!

Gottes Wort macht uns öfters deutlich, dass nicht alles so ist, wie es aussieht: Neben wahren Jüngern gibt es auch falsche Jünger, neben echten Propheten gibt es auch falsche Propheten, neben echten Aposteln gab es auch falsche … und Jesus warnt vor falschen Messiassen, die behaupten, sie seien der wiedergekommene Christus. Das obige Foto zeigt übrigens nicht einen kurz gemähten Rasen, der seinen Gärtner erfreut; es ist die Kleine Wasserlinse die einen Teich bedeckt, auch Entengrütze genannt – also keine Liegewiese: nicht alles ist so, wie es aussieht!

Bald danach wurde offensichtlich, wer unter den Zwölfen Jesus verriet: Judas, der für den Verrat an die Soldaten heuchlerisch einen Kuss als Erkennungszeichen wählte. Einige Stunden zuvor hatte Jesus im Gebet gesagt: »Als ich bei ihnen war, war ich es, der sie … bewahrt und behütet hat, und keiner von ihnen ging verloren ausser der Sohn der Verlorenheit« (Joh. 17,12, Zürcher 2007). – Gottes Sohn kam in diese Welt, um Verlorene zu erretten, aber Judas ging tatsächlich ewig verloren; und ebenso gehen alle in die ewige Gottesferne, die nie eine Umkehr und Neugeburt durch Gottes Gnade und Gottes Geist erlebt haben.

Wer als Schutz vor dem Corona-Virus jetzt einen Mundschutz trägt, der vertraut den Angaben des Herstellers und rechnet nicht mit “Etikettenschwindel”. Leider gibt es auch “Christen”, die sich so nennen, die sich aber in die Gemeinden eingeschlichen haben und von denen der andere Judas warnend schreibt: »Gottlose sind sie, missbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifung und verleugnen unsern alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus.« (Jud. 4). Wo Falschheit und Heuchelei ans Licht kommen, bleiben oft Schäden und Enttäuschungen zurück: “Niemals hätte ich gedacht, dass so etwas passieren könnte …”; vergessen wir nicht, dass Judas einer der Zwölf an Jesu Seite war, und er liess sich von Satan zum Verrat gebrauchen! Christen sind nicht deshalb Christen, weil sie sündlos leben oder Menschen nachfolgen, sondern sie sind auf Jesus Christus ausgerichtet, der am Kreuz für sie starb und ihnen vergeben hat.

© Pfarrer Reinhard Möller