Corona-Krise – Christen sind nicht besser! (Teil-2)

»Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.«

Lukas 22,33  (Luther 1984)

Das allgemeine Versammlungsverbot gilt weiterhin, zumal die Corona-Krise noch längst nicht ausgestanden ist. In diesen Tagen feiert die weltweite Christenheit mit der Passionszeit ihre “höchsten Festtage”; um so mehr sind die christlichen Gemeinden betroffen, dass an Karfreitag und Ostersonntag keine Gottesdienste stattfinden dürfen. Deshalb nehme ich die Passionswoche hier zum Anlass, damit verknüpfte Themen aufzugreifen. Heute wird das gestrige Thema etwas vertieft, und erneut steht das Zitat im Hintergrund: »Christen sind nicht besser – aber sie sind besser dran!«. –

Das oben zitierte Bibelwort ist ein Zitat des Apostels Petrus, und im ersten Moment irgendwie beeindruckend. Er bekennt sich zu Jesus, der seinen Jüngern grad bezeugt hatte: »Ihr habt in meinen Anfechtungen bei mir ausgeharrt«! (V. 28) Und dann macht Jesus deutlich, dass Christen nicht einfach versagen und sündigen, weil sie träge sind oder schlafen, sondern weil wir in einem geistlichen Kampf von Licht und Finsternis stehen: »Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für Dich [hier spricht Jesus zu Petrus persönlich] gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.« (VV. 31.32). Danach gibt Petrus das obige Versprechen, woraufhin Jesus ihm ankündigen muss, er werde ihn noch heute dreimal verleugnen…

Sind wir besser?, bessere Christen als Petrus? Er zeigt sich opferbereit, ist selbstsicher, macht ein öffentliches Versprechen; etwas später, als Jesus gefangen genommen wird, greift er zum Schwert – doch dann heisst es auch über ihn: Alle Jünger verliessen Jesus und flohen! (Mk. 14,50)

Einzelne biblische Wahrheiten sind allgemeine Sprichworte geworden, so auch dies: »Hochmut kommt vor dem Fall« (Sprüche 16,18). Stolz, Eitelkeiten, Hochmut – dazu sagt Gottes Wort deutlich: »Ein stolzes Herz ist dem HERRN ein Gräuel und wird gewiss nicht ungestraft bleiben.« (Sprüche 16,5). Derartige Überheblichkeit stellt sich in falscher Selbstsicherheit über andere und Gott; man baut dann ganz auf seine eigene Kraft und bildet sich ein: “Das schaffe ich – ohne Gott”. Petrus überschätzte sich mehrfach, baute auf sein Schwert und wurde von Jesus scharf zurechtgewiesen: »Fort mit dir, Satan, … nicht Göttliches, sondern Menschliches hast du im Sinn« (Mt. 16,23, Zürcher 2007).

Als der auferstandene Jesus dem Petrus begegnete, da stand nicht dessen Versagen im Zentrum (ihm war vergeben), sondern die Frage: »Hast du mich lieb?« (Joh. 21,15ff). Auch als Christen leben wir in der Spannung zwischen “göttlich” und “weltlich”, im Konflikt zwischen Hochmut und Demut – wir sind nicht von Natur aus »besser«! Entscheidend ist unsere tag-tägliche, ganz persönliche Beziehung zum lebendigen Gott. Diese wurzelt in der gnädigen Barmherzigkeit von Jesus Christus, in der Gemeinschaft mit IHM auf der Basis voller Vergebung und Versöhnung, und einem Frieden, der immer auch die zwischenmenschlichen Beziehungen reinigt.

All dies findet sich nicht in Selbstvertrauen und Stolz; wer “an sich selbst glaubt”, der hat in den Anfechtungen und Krisen des Lebens kein Fundament. Wer in seinem Hochmut nur sich selbst sieht, der darf sich nicht wundern, wenn er allein und einsam bleibt. Nur in einer Haltung der Demut erlebe ich den Schöpfer als mein Gegenüber. Gerade dem Christen wird gesagt: »Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle!« (1. Kor. 10,12, Zürcher 2007). Erleben wir Krisen, eine Durststrecke oder Wüstenphase im Leben, so stellt sich – gerade auch dem Christen – die Frage nach dem was ewig trägt. Er sollte wissen: Ich bin keinesfalls »besser«, doch ich habe das einzige Fundament, das in allen Stürmen und ewig trägt: Jesus Christus! (1. Kor. 3,11)

© Pfarrer Reinhard Möller