Corona-Krise – und nirgends ein Schuldiger?

Und obwohl viele falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch nichts.

Matthäus 26,60  (Luther 1984)

Die Jagd hat längst begonnen, die Suche nach dem Sündenbock für die Corona-Pandemie. Man fragte nach dem allerersten Ursprungsort; schnell hiess es: Der Tiermarkt in Wuhan/China. Doch nach einiger Zeit tauchten Vermutungen und Spekulationen auf: Vielleicht kam das Virus ja aus einem Labor für biologische Waffen? Dann fragte man, ob das Virus dort versehentlich “entkommen” oder absichtlich freigesetzt worden wäre … bis heute konnte der Ursprung weder mit Ort, noch mit Datum ausgemacht werden – eine ideale Basis für Verschwörungstheorien.

Angesichts der breiten Einschränkungen des öffentlichen und persönlichen Lebens taucht jetzt die Frage auf: Wer brachte das Virus als Erster nach Europa? Oder: Wer brachte das Virus als Erster nach Grossbritannien? Eine englische Zeitung nennt heute ein Ehepaar mit Namen und Foto, um zu behaupten: Der Mann steckte seine Ehefrau an, beide waren im Januar zum Wintersport in Ischgl/Österreich. Andere, die dort mit ihnen waren, hätten das Virus nach Dänemark und nach Minnesota/USA gebracht … der Mann sagt, er sei zehn Tage lang krank gewesen. Und dann heisst es: Die Familie wurde bisher nicht auf Corona-Virus getestet! – Man möchte etwas wissen, einen Schuldigen finden, doch es fehlen die Beweise …

Wegen Doppelmord wurde Anthony Ray Hinton 1985 angeklagt und verurteilt, obgleich er zum Zeitpunkt des Verbrechens viele Kilometer entfernt gewesen war. Es wurde gelogen, und er wurde zum Tode verurteilt – erst am Karfreitag 2015 wurde das Urteil aufgehoben, der Unschuldige freigelassen. Fast dreissig Jahre lang sass er in der Todeszelle. Trotzdem hat Anthony denen vergeben, die ihn mit ihren Lügen hinter Gitter brachten; die Vergebung gründete in seinem Glauben an Jesus Christus, der ihm innere Freude schenkte, so dass er sagen konnte: “Nach meinem Tod werde ich in den Himmel gehen; wohin wirst Du gehen?”.

Eigentlich wissen wir es doch alle: Es gibt Schuldige, die werden freigesprochen – es gibt Verurteilte, die eigentlich unschuldig sind – und es gibt Schuldige, die zu recht verurteilt werden – und solche, die trotz ihrer Schuld nie erwischt werden … – Und jetzt sind wir mit einem Virus konfrontiert, der angesichts der weltweiten Pandemie für einige offenbar die Schuldfrage aufwirft. Was aber sollte geschehen, wenn wir dann für jede Nation den finden würden, der als “Erster” das Virus über die Grenze brachte?

Jesus wurde unschuldig zum Tode verurteilt. Doch selbst als falsche Zeugen auftraten, »fanden sie doch nichts«! Man wollte IHN loswerden, doch in Seinem ganzen irdischen Leben war nichts zu finden: keine böse Tat, kein böses Wort – absolut keine Sünde. So wurde ER als der einzig-ewig Sündlose wie ein Kapitalverbrecher gekreuzigt. Dabei ist das Paradox, dass ER am Kreuz tatsächlich mit Sünde beladen war – allerdings nicht mit Seiner eigenen (die ER ja nie hatte!), sondern mit der Schuld aller Menschen, mit meiner Sündenlast. Diese trug Er stellvertretend, so sagt uns die Heilige Schrift unzweideutig; deshalb nennen wir IHN: »unser Opferlamm«.

Das Corona-Virus bedroht zurzeit Millionen Menschen weltweit, und einige tragen es längst in sich; für manche bringt es den Tod, mit dem wir uns deshalb vermehrt auseinandersetzen. Doch ein anderes “Virus”, das für jeden absolut tödlich ist und in jedem von uns steckt, mit dem beschäftigt sich tragischerweise kaum jemand: die Sünde. Wird dies Problem nicht gelöst, so sagt Jesus, dann gehen wir nach Gottes unfehlbar-gerechtem Urteil auf ewig verloren. ER aber bietet uns für dieses “Virus” durch Jesus “ewige Heilung” an: Das Evangelium, das besagt, dass ER uns aus Gnade jegliche Sünde vergibt, dass ER uns mit Sich versöhnt und als Seine Kinder adoptiert. Diese Tür öffnet das ehrliche Gebet: »Gott, sei mir Sünder gnädig!« (Lukas 18,13)

© Pfarrer Reinhard Möller