Corona-Krise – wissen wir um Gottes Wertschätzung?

Kein einziger Spatz “fällt auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.”

aus Matthäus 10,29-31 (Luther 1984)

Dies ist eines der Worte von Jesus, das sich vielen eingeprägt hat. Doch zuerst ist zu bemerken, dass Jesus einige Aussagen an das Volk richtete, also an alle Menschen – andere wieder richtete er ausdrücklich nur an Seine Jünger. Zu diesen Worten gehört das obige Zitat, das somit insbesondere den Christen gilt, all denen, die Jesus glaubend nachfolgen.

Ferner ist der Zusammenhang zu beachten, in welchem Jesus dies sagte: ER bevollmächtigte Seine Jünger, gab ihnen einen klaren Auftrag und betonte, er würde sie »wie Schafe mitten unter die Wölfe« senden (V. 16). Anders gesagt: Bei der Verkündigung des Evangeliums würden sie Widerstand und Verfolgung erleben, einzelne würden auch ihr Leben verlieren, als Märtyrer sterben. Dies prophetische Wort hat sich durch die 2000 Jahre christlicher Vergangenheit bis heute immer wieder schrecklich erfüllt. Ob in China, Indien, Nigeria, Nord-Korea oder allen islamischen Staaten: Unzählbar sind die Leiden christlicher Kirchen, schwer das Märtyrium einzelner.

In all dem, was Jesus ihnen dann noch zur Vorbereitung und Ermutigung sagte, sticht der Vergleich mit den Spatzen heraus: Auf dem Markt waren sie wenig wert; doch wenn einer der Spatzen vom Himmel fiel und starb – so betont Jesus – dann niemals ohne den Willen Gottes, des Vaters. Gott, unser Schöpfer, ist immer grösser als all unsere Vorstellungen über IHN. Und wenn ER sich so um die kleinsten seiner Geschöpfe kümmert, wenn ER gar um die Anzahl der Haare auf unserem Kopf weiss, wie viel mehr – so der Zuspruch des Sohnes Gottes –, wie viel mehr sind wir dann IHM wert!

In diesem Zusammenhang wirft Jesus noch zwei Themen auf, das Märtyrium und die Ewigkeit bei Gott, dem Vater: Man kann euch, sagt ER, das Leben nehmen – aber niemals eure Seele. Und wer sich im Leben zu Jesus bekennt, wer IHN bezeugt – zu dem wird ER sich aus Gnade vor dem Vater bekennen. Gottes Fürsorge für Seine Gemeinde geht über den Tod hinaus, und der Wert des Einzelnen für Seinen Schöpfer ist einzigartig. Diese Wertschätzung gibt “ewige” Geborgenheit.

In der Gewissheit der fürsorglichen Treue des lebendigen Gottes findet der einzelne Christ dann auch Kraft und Zuversicht in Not- und Leidenszeiten. Das nimmt nicht die Schmerzen, aber es gibt Trost der trägt. Der Christ weiss, dass er im Tal des Todes nie alleine sein wird, dass Jesus an seiner Seite geht, dass ER selbst uns hindurch trägt. Diese Zuversicht gründet in Gottes Zusagen und in der persönlich erfahrenen Barmherzigkeit und Liebe Gottes.

Der norddeutsche Dichter Matthias Claudius (1740-1815) drückte diese Gewissheit in seinen “Briefen an Andres” so aus: »Wer nicht an Christus glauben will, der muss sehen, wie er ohne Ihn zurechtkommt. Ich und Du können das nicht. Wir brauchen jemand, der uns hebt und hält, während wir leben, und (der uns) die Hand unter den Kopf legt, wenn wir sterben sollen; und das kann Er überschwänglich, nach dem, was von Ihm geschrieben steht, und wir wissen keinen, von dem wir’s lieber hätten … Wir wollen an Ihn glauben, Andres, und wenn auch niemand mehr an Ihn glaubte.« – Mag die Corona-Pandemie in diesen Tagen wie ein Tsunami über den Globus rollen und manche Ängste auslösen, so bleibt dennoch für Christen gewiss, dass Jesus Seine Zusage hält: »Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« – auch heute!

© Pfarrer Reinhard Möller