Corona-Krise – mit Grenzen zufrieden leben?

Wer sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!«?

Hiob 38,11  (Luther 1984)

In den letzten Wochen brachte die rasante Ausbreitung des Corona-Virus unsere Gesellschaft nicht nur an ihre Grenzen, sondern uns wurden alle paar Tage neue Grenzen gesetzt: Erst wurde das Reisen eingeschränkt, dann wurden Grenzen geschlossen. Nach Jahren fast grenzenloser Möglichkeiten die Welt zu erkunden, sind die Grenzen in unserer Nachbarschaft plötzlich geschlossen. Doch auch im Umgang miteinander, im alltäglichen Leben gibt es jetzt neue Grenzziehungen. Das Virus soll eingedämmt werden, indem wir weniger Bewegungsfreiheit nutzen. Und wer diese Grenzen staatlicher Ordnung überschreitet, der wird gebüsst: Geldstrafe oder Freiheitsentzug, je nach Staat, wo wir leben … die Lage ist ernst. Und die meisten akzeptieren es, halten sich an die neuen Grenzen.

Doch ist es nicht eigentlich verblüffend, dass unsere Zeitgenossen die neuen Grenzziehungen der Regierungen so rasch bejahen? Man bemüht sich gar, mit diesen Grenzen zufrieden zu leben, sich einzuschränken und dennoch aus seinem Leben kreativ das Beste zu machen. Man vertraut, dass Immunologen und Regierende schon wissen, was unserem Wohl dient.

Nur wenn Gott, unser Schöpfer, der über allen Regierenden und Mächten thront, wenn ER uns Menschen Grenzen steckte, dann meint mancher bis heute, es besser zu wissen und schiebt die Grenzziehungen Gottes zur Seite. ER, der Ewige, der allwissend und allmächtig ist, dem Nichts verborgen ist, der die Zukunft kennt, der unser Innerstes kennt – dessen Grenzen passen uns nicht. Und der Mensch meint gar, diese Grenzziehungen hindern unser Wohl, unsere Lebensqualität. Wir wollen es besser wissen als Gott, schliesslich sind wir autonom, leben selbstbestimmt, haben unsere Pläne – und Gott möge sich um andere kümmern. Das Geschöpf rebelliert gegen seinen Schöpfer.

Hiob hat lange Zeit enorm gelitten, hatte alles verloren, war schwer geplagt und krank. Er klagte und hinterfragte das Handeln Gottes … und endlich spricht Gott direkt zu ihm, legt ihm viele Fragen vor. Diese zeigen Gottes Grösse und Schöpfermacht, Seine einzigartig erhabene Weisheit und Vollkommenheit in der Gestaltung und im Lenken des Kosmos. Unter diesen Fragen findet sich obiger Satz, mit dem Gott zeigt, dass ER Grenzen steckte, die Bestand haben und Segen bedeuten. Bis heute.

Zu den Grenzziehungen Gottes zu unserem Wohl gehören auch die Zehn Gebote. Doch schauen wir in die Zeitung oder in den Spiegel, so sehen wir: Gottes Ordnungen werden gebrochen, ja vielen ist es völlig egal, ob unser Schöpfer irgendwelche festen Werte hat. Was ER Sünde nennt, das haben wir legalisiert; was ER ablehnt, finden wir cool – und keiner nimmt es ernst, wenn Gott sagt, ER werde uns nach Seinem gerechten Massstab zur Rechenschaft ziehen, wenn wir nicht Busse tun und zu IHM umkehren. Trotz unserer Feindschaft gegen Gott bietet ER uns in Jesus Vergebung und Versöhnung, Barmherzigkeit und Gnade an, hat gar Geduld mit uns!

Gott ist Liebe – aber ER ist kein Hampelmann, der nach unserer Nase tanzt; und wenn wir Sünde auf Sünde anhäufen, dann verdienen wir Sein Gericht. Das gibt es im Leben und nach dem Leben. Durch Hesekiel sagte Gott: »Wenn ich meine vier schweren Strafen, Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest … schicken werde, um Menschen und Vieh auszurotten, siehe, so sollen einige übrig bleiben und davonkommen …«; und so würde man erkennen, dass ER »nicht ohne Grund« straft (Hes. 14,21ff). Gott ist gerecht und heilig. ER handelt in Gericht und Gnade, was auch heutzutage sichtbar ist. Uns, die wir Seine Grenzen übertreten haben, lädt ER aus Liebe zur Umkehr ein, zum ehrlichen Gebet: »Gott, sei mir Sünder gnädig!« (Luk. 18,13)

©  Pfarrer Reinhard Möller