Corona-Krise – und eine Flut von Betrug und Bosheit?

»Lass der Gottlosen Bosheit ein Ende nehmen,
aber die Gerechten lass bestehen;
denn du, gerechter Gott, prüfest Herzen und Nieren.«

Psalm 7,10  (Luther 1984)

Das Corona-Virus hat weltweit enormen Schaden angerichtet, Menschenleben gefordert und anderen ihre Existenz zerstört … überall wird Nachbarschaftshilfe mit Engagement praktiziert und “Solidarität” eingefordert. Schon spricht man von einer völlig neuen Gesellschaftsordnung, der wir entgegen gehen: mehr Achtsamkeit, mehr Nachhaltigkeit, ein ökologisch gesunder Garten und eine sonnige Zukunft für Gretas Altersgenossen. “Wir schaffen das!” – wirklich?

Man könnte tatsächlich meinen, dass eine weltweite Pandemie, die damit verknüpften massiven Einschränkungen und sichtbaren Nöte eine Flut von uneigennütziger Nächstenliebe auslösen würde – und ja, es gibt überall ein starkes Engagement caritativ-diakonischer Hilfen. Doch diese viel gepriesene Solidarität steht in erschreckendem Kontrast zu einer Flut von Falschheit und Bosheit in teilweise unvorstellbarem Ausmass, und das weltweit.

Krankenwagen werden die Reifen zerstochen; Pflegekräfte, Ärzte und Polizei werden bespuckt; lebensnotwendige Schutzmaterialien werden aus Spitälern gestohlen; finanzielle Hilfsangebote der Regierungen werden trickreich missbraucht; dringend benötigte Masken oder medizinisches Material wird Online gekauft und bezahlt, kommt aber nie an – Trickbetrüger sind am Werk; oder riesige Lieferungen medizinisch notwendiger Produkte aus China, so wird aus England berichtet, können wegen qualitativer Mängel nicht eingesetzt werden … etc. etc.

“Im Kern sind doch alle Menschen gut”, “Ich glaube ans Gute in jedem Menschen”, so die Überzeugung vieler; doch wie sieht es aus, wenn wir ehrlich ins eigene Innere schauen? Grad liegt das Osterfest hinter uns, bei dem es doch zentral um Vergebung und um unsere Schuld geht, die vor Menschen und die vor Gott. Sein Wort, die Bibel, zeigt uns zuerst sehr deutlich, dass wir durch-und-durch sündig sind: wir lügen und stehlen, brechen die Ehe und verachten den Nächsten … und erst dann lädt unser Schöpfer uns gnädig ein, Vergebung zu empfangen.

Angesichts der Corona-Krise ist zweifelsfrei viel, sehr viel praktische Solidarität gefragt; und mancherorts ist uneigennützige Hilfsbereitschaft sichtbar. Doch wer meint, dass Menschen in Notzeiten miteinander ausschliesslich barmherzig und liebend umgehen, der täuscht sich gewaltig. Leider! Häusliche Gewalt und Pädophilie nehmen zu, daneben Betrug und Bosheit wie eine Flut. – Deshalb beten wir mit dem Psalmisten David nicht erst jetzt: »Lass der Gottlosen Bosheit ein Ende nehmen …«.

Und als Christen erinnern wir uns an das Apostelwort: »Wer tut, was Sünde ist, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass er die Werke des Teufels zerstöre.« (1. Joh. 3,8/Zürcher 2007). Die Passionstage erinnern an den Sieg von Jesus über die Macht der Finsternis. Und dieser Sieg gilt ewig, auch wenn wir bis zur Wiederkunft von Jesus noch in einer Welt leben, wo die Sünde regiert. Das meint aber nicht nur Mord und Ehebruch, sondern auch Hass, Egoismus, Gier, Neid, jede Lüge, jeder Betrug … Aus Gottes Perspektive ist unsere Welt eine Welt der Finsternis, und wenn ER das sagt, dann wissen wir: ER sieht in unsere Herzen, unser Inneres ist vor IHM glasklar transparent!

Wie ein Netz halten Sünden uns gefangen; Schuld kann uns binden, wie eine Kette – doch in Jesus Christus bietet der eine lebendige und wahrhaftige Gott volle Freiheit und echten Frieden auf dem Fundament geschenkter Gnade an. Dies Angebot gilt uns persönlich, es gilt unserer Gesellschaft – und es ist auf dieser Erde und zu jeder Zeit ohne Alternative, dazu gratis!

© Pfarrer Reinhard Möller