Corona-Krise – Beten! Doch zu welchem Gott?

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.”

Psalm 50,15  (Luther 1984)

Für den kommenden Sonntag wurde weltweit ein Tag der Busse und des Gebets ausgerufen (siehe: hier), doch zu wem sollen wir dann beten? In einer vernetzten und multi-religiösen Welt ist die Auswahl an Gottheiten immens. Der eine klopft auf Holz oder drückt den Daumen, der andere pilgert an “heilige” Orte oder fastet, wieder ein anderer bemüht sich, mit “guten Werken” bei einem “unsichtbaren Gott” Plus-Punkte zu erwerben … zu wem soll ich also beten?

Offenbar verdrängen viele diese Frage, denn eigentlich wissen wir aus dem Alltag, wie entscheidend es ist, die richtige Adresse zu verwenden. Geben wir im Navigationsgerät die falsche Adresse ein oder vertippen uns, werden wir das gewünschte Ziel kaum je erreichen … Und in Bezug auf sämtliche Fragen zu Diesseits und Jenseits gibt es nur eine einzige ewig-zuverlässige Quelle: Die Heilige Schrift. Sie ist des Schöpfers vertrauenswürdige Offenbarung, Sein Wort an uns. Dort wird uns von IHM auch klar vermittelt, zu wem wir beten sollen, wie wir beten sollen, zu wem alles Beten nutzlos ist und weshalb ER nicht alle unsere Gebete erhört. Wer in der Bibel nachliest und sich demütig an ihr orientiert, der wird nicht in die Irre gehen!

Der eine lebendige und wahrhaftige Gott wird unterschiedlich angeredet, aber es ist nicht egal, wie ER angeredet wird: ER ist »der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs«, wie auch »der Vater unseres Herrn Jesus Christus« – aber ER ist niemals Baal, Jupiter oder Zeus. Unzweideutig hat der dreieinige Gott gesagt: »Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen … Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott« (2. Mose 20,3-5) Offensichtlich ist IHM jede Art von Götzendienst ein Gräuel. Zudem sieht ER in unser Herz, weshalb Jesus sagt: »Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.« (Joh. 4,24)

Angesichts der Corona-Krise gab es diverse Medienberichte über Gebets- und Weihehandlungen aus römisch-katholischen oder orthodoxen Kirchen. In der Slowakei flog der katholische Generalvikar mit einer Reliquie über das Land, um es zu segnen und die Epidemie abzuwenden; so sollte das Schweisstuch der “Heiligen Veronika” helfen. Das Erzbistum von Strassburg erwartet von der Schutzpatronin des Elsass, der “Heiligen Odilia”, deren Fürsprache und einen eucharistischen Segen. Der Papst pilgerte durch Rom, um in San Marcello vor einem Kruzifix zu beten, das die Stadt vor einer Plage bewahrt haben soll … die Liste lässt sich endlos verlängern. Die Absichten sind zweifelsohne ernsthaft – aber der Adressat wird verpasst.

Gott fordert uns auf, dass wir IHN, IHN ganz persönlich um Hilfe anrufen. Und für evangelische Christen ist es eine Tragik, zu sehen, wie Millionen von Menschen in die Irre geführt werden, obgleich Jesus uns mit klaren Worten einlädt zu beten: »Unser Vater, der Du bist im Himmel«. Durch Jesus, allein aus Gnade finden wir direkten Zugang zu unserem Schöpfer, zum allmächtigen Gott. Er lädt uns ein: »Rufe mich an in der Not«! Sein Wort kennt keine Umwege über “Heilige”, auch keine “heiligen Orte”, an die wir pilgern müssten. Durch Jesus, im Glauben, ist der Weg zu Gottes Thron frei. Wenn der König aller Könige mich einlädt, warum sollte ich mich dann beim Pförtner an den Tisch setzen?

In Minsk gab es eine interreligiöse Feier, wo gemeinsam für ein Ende der Corona-Pandemie gebetet wurde; Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Juden und Muslime fanden sich zusammen. Ziemlich sicher werden weltweit weitere derartige Versammlungen folgen, denn religiöser Pluralismus ist “in” und die Not ist gross. Nur: Jesus sagte, »… niemand kommt zum Vater ausser durch mich«; wer sind wir, dass wir das heute besser wissen wollten?

© Pfarrer Reinhard Möller