ER hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Kolosser 2,14 (Luther 1984)
Das allgemeine Versammlungsverbot gilt weiterhin, zumal die Corona-Krise noch längst nicht ausgestanden ist. In diesen Tagen feiert die Christenheit mit der Passionszeit ihre “höchsten Festtage”; um so mehr sind die Christen betroffen, dass an Karfreitag und Ostersonntag keine Gottesdienste stattfinden dürfen. Im Rahmen der Themen dieser Passionstage steht heute der Karfreitag im Zentrum:
Angesichts der Corona-Krise geht es diese Woche – wie so oft im Leben – ums Geld: “Wer soll das bezahlen?”. Einzelne Staaten denken laut darüber nach, China vor dem Internationalen Gerichtshof zu verklagen, weil die Regierung unter Xi zu Anfang zu wenig unternommen hatte und manches vertuschte. Und in der Schweiz meinte ein Journalist in dieser Woche, dass alle Senioren nach dem Ende der Pandemie zur Kasse gebeten werden sollten, da ihr Schutz dazu geführt habe, dass jetzt viele nicht arbeiten dürfen und wir in eine Rezession rutschen, unter der dann die Jüngeren zu leiden hätten … so rasch endet die täglich beschworene “Solidarität”.
Karfreitag hat auch mit der Bezahlung einer Rechnung zu tun. Eigentlich müsste die gesamte Menschheit nach Golgatha schauen, weil das Geschehen dort jeden Einzelnen ganz persönlich betraf – und betrifft: Der Schöpfer hat in Bezug auf jeden einzelnen Menschen eine Rechnung offen. Wir sind vor IHM schuldig; schuldig wegen unserer Gottlosigkeit, unseres Unglaubens, unserer Ungerechtigkeiten und Sünden. Jeder von uns steht deshalb in der Trennung von Gott unter dessen gerechtem Urteil, unter Seinem Zorn. Jeder ist unterwegs in Richtung Verderben und Verdammnis, wie Jesus deutlich in der Bergpredigt sagt; wir sind verloren, denn wir können die Rechnung nicht begleichen, können uns niemals freikaufen!
Doch auf Grund der Liebe und Gnade Gottes wurde es Karfreitag: Dort am Kreuz auf Golgatha wird unsere Schuld von Seinem Sohn Jesus Christus aus Gnade beglichen, voll getilgt. Jesus wird für uns – wie die Heilige Schrift im Evangelium so deutlich bezeugt – das Opferlamm; ER, der Sündlose, lädt sich unsere Sündenlast auf und erträgt dann stellvertretend die Strafe, die eigentlich wir verdienten, den Tod. Der Grund ist Gottes Barmherzigkeit und Liebe: ER sorgt für Sühne und Versöhnung, tilgt alles was trennt und beschenkt den begnadigten Sünder mit voller Vergebung und ewigem Leben. Das Geschehen ist einzigartig, ohne Alternative, und Jesus ist dabei für uns der Mittler und Erlöser!
Der Apostel Paulus erfuhr selbst diese Gnade Gottes und drückte es dann, wie oben zitiert, im Brief an die Kolosser aus. Im vorangehenden Vers schreibt er: Christus »hat uns alle Sünden vergeben«! Das ist der Wendepunkt der Weltgeschichte; das kann der Wendepunkt im Leben eines Menschen sein, wenn dieser sich vor Gott zu seiner Schuld bekennt und um Vergebung bittet. Volle und ewige persönliche Vergebung bedeutet: Mein Schuldschein hängt am Kreuz, Jesus hat ihn dort angeheftet und ER sagt: Alles wurde komplett getilgt, alles ist bezahlt!
Hiervon singt Johnny Cash im Lied “Die alte Rechnung ist schon lange beglichen”: In den Büchern des Himmels gab es auf meinen Namen eine alte Rechnung für unvergebene Sünden. Doch ich ging zum Inhaber und alles ist ausgeglichen; es gibt keine einzige offene Rechnung mehr. ER hat meine Sünden abgewaschen, und obwohl die alte Rechnung riesig war und täglich länger wurde, so weiss ich doch: Die alte Rechnung ist schon lange beglichen, die Schuld getilgt! Deshalb – so Cash – suche Jesus und tue Busse für alle deine Sünden. Karfreitag heisst Gnade!
© Pfarrer Reinhard Möller