Corona-Krise – “Wir schaffen das.” Wirklich?

So Gott will und wir leben, wollen wir dies oder jenes tun. Ihr jedoch rühmet euch in eurem Hochmut, das ist böse.”

nach Jakobus 4,15.16  (Luther u.a.)

Auch am siebten Tag nach dem totalen Versammlungsverbot, das der Schweizer Bundesrat vorsorglich anordnete, ist in all den nationalen und regionalen Verlautbarungen kein einziges Wort über Gott zu hören. Die staatlichen Organe formulieren – was angesichts der Pandemie verständlich ist – Ermutigungen, und offenbar denkt niemand an einen Buss- und Bettag. Unsere Gesellschaft hat bereits zu lange in grosser Gott-Vergessenheit gelebt; es wurde viel geflucht, der Name Gottes wurde oft missbraucht (“Oh mein Gott!”) und gelästert – der eine lebendige Gott und Schöpfer ist uns längst abhanden gekommen.

So wie einige jetzt täglich zwischen Hoffen und Bangen leben, so gibt es mancherlei Spannungen in unserem Leben. Das betrifft naturgemäss auch unsere Regierenden, die Verantwortlichen auf allen Ebenen. Vor mir liegt der Brief einer Verwaltung, überschrieben: “Gemeinsam gegen das Coronavirus”; zum Schluss wünscht man mir gute Gesundheit und betont, wir “sind überzeugt, wir schaffen das”.

Wenn Politiker einen Amtseid ablegen, dann findet sich in der Eidesformel immer weniger ein Gottesbezug; aus gutem Grund ist er freiwillig, soll schliesslich auch nicht leichtfertig oder gar heuchlerisch gesprochen werden. In der Schweiz beginnt ein Eid mit “Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen …”, in Deutschland endet die Eidesformel mit “So wahr mir Gott helfe”. Und nochmals: Diese Worte sind freiwillig, doch wo sie gesprochen werden, da hatten – und haben! – sie eine tiefe, sehr tiefe Bedeutung: Der Betreffende sieht sich in der Verantwortung vor und der Stellung unter Gott!

Die Wurzeln liegen im christlichen Glauben, der wiederum in der Heiligen Schrift gründet und eben nicht in von Menschen geschaffenen Traditionen; dieser Unterschied ist entscheidend! Menschliche Gewohnheiten und Bräuche kann man ändern – aber das Gegenüber von Gott und Mensch ist unveränderlich. Was Gott uns an Werten der Ordnung und Ethik offenbart hat, das entzieht sich jeglicher menschlicher Verfügungsgewalt, auch wenn menschliche Hybris das nicht wahrhaben will. Deshalb schrieb Jakobus uns im Namen Gottes: “Es ist böse, wenn Ihr Euch in Übermut und Hochmut Eurer Pläne rühmt!”.

In den letzten Tagen zerbrachen die Pläne vieler Menschen: Reisen wurden abgesagt, Feste auf unbestimmte Zeit verschoben, Examen gestrichen, Veranstaltungen verboten … Gott hat nichts dagegen, dass wir uns für Morgen etwas vornehmen, unsere Zukunft planen – doch ER zeigt uns, dass wir nicht allmächtig sind, dass wir längst nicht alles schaffen werden, was wir uns vornehmen oder erhoffen. Deshalb möchte ER, dass wir bei allem Vorhaben damit rechnen, dass ER die Weichen anders stellt. Unser Planen und Wirken soll den einen wahrhaftigen Gott einbeziehen, Ihn demütig einbeziehen! Wir sollten sagen: »Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.« (Jakobus 4,15). Dazu verweist ER als weitere Begründung auf unser begrenztes Leben: Ihr »wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.« (V. 14)

“So wahr mir Gott helfe” ist auch ein Wort gegen die Gott-Vergessenheit, denn ohne Gott wären wir verlassen, und ohne sein Eingreifen werden wir es nämlich nicht schaffen! In einem Lied formulierte es Walter Börner so: “Alles, was wir selber wollen, / ist verbannt zu schnellem Tod. / Christus, Deine Hände sollen / retten uns aus tiefster Not.” – So ist es angesichts aktueller weltweiter Nöte naheliegend, dass wir zu einem weltweiten Buss- und Bettag am 29. März 2020 aufrufen; dazu dieser LINK (klicken um anzuschauen).

© Pfarrer Reinhard Möller