Corona-Krise – mit einem Notvorrat für die Seele?

Jesus sprach: “Es steht geschrieben:
»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern
von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«”

Matthäus 4,4  (Luther 1984)

Plötzlich ist der Notvorrat wieder ein Thema und die Medien berichten von Hamsterkäufen, die teilweise kuriose Formen angenommen haben. Das Bundesamt für wirtschaftliche Versorgung empfahl schon seit Jahren, “einen Vorrat für rund eine Woche zu halten”. Jetzt ist sich jeder dessen bewusst, dass das kaum genügt. Und wer die Liste für den Notvorrat anschaut, wird rasch feststellen: Für vieles ist gesorgt – doch Geist und Seele des Menschen gingen total vergessen. Genügen uns Hygieneartikel und Lebensmittel tatsächlich zum Leben?

Noch funktionieren die Tankstellen fürs Auto, aber wie steht es heute um die Seele? Es ist Sonntag, doch das Versammlungsverbot der Regierung blockiert Gottesdienste, gemeinsames Gebet und gemeinsames Gotteslob. Mancher Zeitgenosse denkt sicher, das sei doch nebensächlich; der Fromme könne ja auch daheim beten. Doch für gläubige und bekennende Christen sind die Verkündigung und Seelsorge unverzichtbare Kernaufgaben der Kirche, Fundamente für ein Leben zu Gottes Ehre und im Dienst am Nächsten. Jesus hat die Christen auf Gemeinschaft hin angelegt, nicht auf ein Christenleben in Isolation und Abkapselung, und nie im Sinn der atheistischen Maxime “Religion ist Privatsache”. Evangelisches Christ-Sein braucht die hörende, teilende, lebendige Gemeinschaft aus dem Glauben und im Glauben.

Und was nun, wenn die gemeinschaftliche Tankstelle geschlossen wurde? Nun, jeder Christ benötigt immer beides: Den wöchentlichen Gottesdienst im Hören auf biblisch fundierte Predigt in Gemeinschaft mit anderen Christen und die tägliche persönliche Beziehung zu Gott. Letztere beinhaltet das direkte Gebet zum dreieinigen Gott und das Lesen der Heiligen Schrift, durch welche ER direkt zu uns redet. Bleiben wir bei der persönlichen Beziehung, denn an dieser Stelle wird der Notvorrat unserer Seele aufgebaut.

Jesus macht deutlich, dass Brot allein zum Leben nicht ausreicht; der Mensch ist mehr als ein Organismus, mehr als der Leib. Der Sohn Gottes betont, dass wir zutiefst »von einem jeden Wort (leben), das aus dem Mund Gottes« kommt. Um wirklich erfüllt zu leben, benötigen wir als tägliche Seelen-Nahrung die Fülle und den Reichtum der Heiligen Schrift. Gottes Wort ist Leben. Als Jesus Seine Jünger fragte, ob sie wirklich bei Ihm bleiben wollten, lautete deren Antwort: »Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.« (Johannes 6,68). Niemand redet wie Gott, und Seine Worte sind durch-und-durch Wahrheit in alle Ewigkeit!

Weil wir Geschöpfe Gottes sind, deshalb weiss unser Schöpfer auch, was unsere Seele (wie auch Geist und Leib) am ehesten benötigt. Da ist beispielsweise der Reichtum der 150 Psalmen, die in Notzeiten und Lebenskrisen, wie auch in “guten” Tagen zahllose Menschen gestärkt und ermutigt haben. Gottes Wort gibt es in der Bibel (nicht ausserhalb!) sowohl als “Milch”, wie auch als “feste Nahrung”. Diese biblischen Begriffe drücken aus, dass es in der Gemeinschaft mit Gott auch Wachstum geben soll; und genau das ist Gottes Absicht. Es geht also nicht um einen Notvorrat für die Seele, so dass man denkt: “Seit gestern habe ich davon genug angesammelt.”, sondern dies Wachsen mit geistlicher Nahrung aus Gottes Mund geschieht lebenslang … So ist es Gottes Wille, dass der Mensch zur Erkenntnis der Wahrheit kommt (1. Tim. 2,4) und daraus viel Gnade und Frieden empfängt (2. Petr. 1,2). Dieser Frieden Gottes ist der beste Notvorrat für jede Krise – auch heute! Deshalb lesen wir die Bibel, Gottes Wort, nicht nur am Sonntag. Und Sie? Achten auch Sie auf den Notvorrat für Ihre Seele, den einzig Gott geben kann?

© Pfarrer Reinhard Möller