Corona-Krise – Vier Gräber im Kontrast!

Jesus sagte zu einem der zwei Übeltäter: »Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.«

Lukas 23,43 (Luther 1984)

Das allgemeine Versammlungsverbot gilt weiterhin, zumal die Corona-Krise noch längst nicht ausgestanden ist. In diesen Tagen feiert die Christenheit mit der Passionszeit ihre “höchsten Festtage”; um so mehr sind die Christen betroffen, dass an Karfreitag und Ostersonntag keine Gottesdienste stattfinden dürfen. Im Rahmen der Themen dieser Passionstage steht heute der Tag zwischen Karfreitag und dem Ostersonntag im Zentrum:

Angesichts der grossen Feiertage Karfreitag und Ostersonntag ist der Tag dazwischen ziemlich unbedeutend, egal ob er Karsamstag oder Ostersamstag heisst. Vier Männer starben am Karfreitag in Jerusalem und wurden bestattet; jeder hatte sein Grab – doch welch ein Kontrast zwischen den Toten:

Der erste, Judas Iskariot, hatte Jesus verraten; doch als er merkte, man hatte IHN zum Tode verurteilt, erkannte er, dass Jesus unschuldig und er selbst schuldig war (Matth. 27,3ff). Er wollte den Judaslohn zurückgeben, was ihm verwehrt wurde. Schlussendlich erhängte er sich aus Verzweiflung angesichts seiner Schuld. Jesus nannte ihn den »Sohn des Verderbens«, weil er in die ewige Verdammnis ging; es steht dasselbe griechische Wort in Joh. 17,12 und Mt. 7,13, auch wenn Papst Franziskus vor drei Tagen sagte, er wisse nicht, ob Judas in der Hölle sei.

Jesus, wahrer Mensch und wahrer Gott, lag in einem besonderen Grab: Es war das Grab des Josef von Arimathä, der es als Jünger Jesu aus Liebe zur Verfügung stellte. In seinem irdischen Leben hatte Jesus nichts besessen, kein Haus, kein Bett; um sein einziges Gewand würfelten die Soldaten, und jetzt ruhte sein Leib in einem Grab, das auch nicht Seines war! Das war der Weg der Erniedrigung, den ER ging, um uns aus Gnade eine ewige Versöhnung zu bereiten. – Und am nächsten Morgen, dem Sabbat, liessen die Hohenpriester durch Pilatus das Grab versiegeln und dort Wachen postieren, um den Diebstahl des Leichnams zu verhindern: Lockdown.

Auf Golgatha standen jedoch drei Kreuze, denn rechts und links von Jesus wurden zugleich zwei Verbrecher hingerichtet. In der Nähe standen trauernde Frauen, und unter dem Kreuz Jesu einige Spötter. Die hingerichteten Verbrecher hörten deren Spott gegen Jesus, und sie wussten, warum ER dort zwischen ihnen hing. Und so lästerte auch einer der Verbrecher laut: »Bist du nicht der Messias? Hilf dir selbst und uns!« (Luk. 23,39). Daraufhin weist der zweite Verbrecher den ersten zurecht und betont, dass sie beide ihre gerechte Strafe empfangen, dass Jesus aber ohne jede eigene Schuld gekreuzigt wurde! Und wie in einem Bittgebet wendet er sich an diesen: »Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!« (Luk. 23,42); das war eine Bitte um Vergebung, ein Gebet glaubender Hoffnung. Daraufhin spricht Jesus zu ihm die unvergesslichen Worte: »Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein« (V. 43)!

Bald darauf verstarben beide Verbrecher an ihren Kreuzen, wurden beide irgendwo ausserhalb Jerusalems verscharrt und ihre Gräber gerieten in Vergessenheit. Doch der eine – und nur der eine! – war im Augenblick seines Todes in der paradiesisch-herrlichen Gegenwart Gottes, im unsichtbaren Jenseits, von Jesus hier erstmalig »Paradies« genannt. Aus dem Verbrecher wurde ein von Jesus Begnadigter, der die ewige Ewigkeit in Gegenwart des dreieinigen Gottes verlebt. Und für die Engel war jener Tag ein Tag zum Jubeln, denn Jesus sagt: »Bei Gottes Engeln im Himmel wird Freude sein über jeden einzelnen Sünder, der Busse tut« (vgl. Luk. 15,7.10). – Die Gräber von Judas und den zwei Verbrechern unterschieden sich wohl nicht voneinander, doch nur einer der drei starb im Frieden mit Gott und hat jetzt Anteil an ewiger Herrlichkeit. Dieser Unterschied gründet nicht im Lebenswandel, sondern einzig in der Gnade durch Jesus!

© Pfarrer Reinhard Möller